Öl auf Leinwand
77,5 x 62 cm
© Foto :Alte Nationalgalerie / Andres Kilger
Porträt der Henriette Herz, 1778
Bildnis einer jungen Braut
Henriette Herz (1764–1847), Tochter des portugiesischen Arztes Benjamin de Lemos, wächst in der jüdischen Kolonie Berlins auf. Mit zwölf Jahren wird sie, nach damaligem Brauch, mit einem von den Eltern ausgewählten Bräutigam verlobt, den sie 1779 heiratet. Das mythologische Porträt zeigt die Braut als Hebe, die in der antiken Mythologie als Mundschenkin der Götter die Jugendschönheit verkörpert. Weibliches Selbstbewusstsein betonend, ist die attraktive Henriette mit großzügigem Dekolleté und schmückenden Blumengebinden dargestellt.
Porträt der Henriette Herz, 1778
Steile Karriere
Anna Dorothea Therbusch entstammt einer Künstlerfamilie und wird, da Frauen der Zugang zu Kunstakademien verwehrt ist, von ihrem Vater Georg Lisiewski ausgebildet. Er ist ein bedeutender Porträtmaler am Hof Friedrich Wilhelm I. Im Alter von 40 Jahren geht sie an den Stuttgarter Hof und wird zwei Jahre später Hofmalerin in Mannheim. 1768 gelingt ihr die Aufnahme in die Pariser Académie Royale. Ein Jahr später kehrt sie nach Berlin zurück, wo sie in ihren späten Jahren endlich ebenfalls Ruhm und Anerkennung findet. Eine seltene Künstlerinnenkarriere zu dieser Zeit!
Porträt der Henriette Herz, 1778
Das Ehepaar Herz
In Berlin findet Therbusch rasch Eingang in die gesellschaftlichen Kreise der Aufklärer, darunter das Ehepaar Herz. Henriette heiratet als Fünfzehnjährige den wesentlich älteren Arzt und Philosophen Marcus Herz (1747–1803). Die anregende Geselligkeit im Hause von Herz gibt der jungen Frau die Möglichkeit einer eigenständigen Entwicklung, zu der auch die Führung eines eigenen Salons gehört.
Porträt der Henriette Herz, 1778
Erfolgreiche Malerin
Die Künstlerin Therbusch macht sich vor allem im Porträtfach einen Namen. Ihre Bildnisse sind in ganz Europa hochgeschätzt. Aufträge erhält sie nicht zuletzt von Friedrich dem Großen und von der russischen Zarin Katharina II. Neben dem Porträt der Henriette Herz malt sie weitere mythologische Rollenporträts, etwa Luise von Hertefeld als Bacchantin im Jahr 1778. Der Verbleib des Bildes ist unbekannt.
Porträt der Henriette Herz, 1778
Bedeutende Künstlerpersönlichkeit
Als Anna Dorothea Therbusch mit 61 Jahren in Berlin stirbt, hinterlässt sie etwa 250 Werke. Sie zählt neben der zwanzig Jahre jüngeren Angelika Kauffmann zu den führenden Malerinnen des 18. Jahrhunderts.