Altn Dorahitz Kirschernte Ausschnitt Minimum

Dora Hitz (1856 – 1924)

Kirschenernte, vor 1905

Leuchtende Farbigkeit

Von der zeitgenössischen Kritik besonders herausgehoben wird das Gespür der Künstlerin für Farbe. So schreibt der Berliner Kunsthistoriker und Kunstkritiker Hans Rosenhagen: „Wenige Maler haben ein so wundervolles Grün, ein so warmes Sonnenlicht, einen so farbenreichen Schatten in ihren Bildern wie die Berliner Malerin. Dabei sind sie scheinbar ganz einfach gemalt mit breitem Pinsel“ (in: Velhagen & Klasings Monatshefte, 38. Jg., 1923/24, Bd. 1, S. 655).

Dora Hitz (1856 – 1924)

Kirschenernte, vor 1905

Lebensalter

Mit dem Motiv der Erntearbeit gibt die Künstlerin im Bild nicht allein den Kreislauf der Natur wieder; vielmehr sind auch die Lebensalter dargestellt: zentral ist eine Mutter mit Kind platziert; links von ihr eine ältere Frau, die sich zu einem im Gras sitzenden Kind herunterbeugt; rechts von ihr ein Mädchen und eine junge Frau, die von einem Arbeiter stürmisch umworben wird. Auffällig ist die Ähnlichkeit der Frau mit dem Kind zu religiösen Darstellungen der Gottesmutter Maria.

Dora Hitz (1856 – 1924)

Kirschenernte, vor 1905

Vermögende Gönnerinnen

Schon ab 1897 ist Dora Hitz in der Sammlung der Nationalgalerie vertreten: Der Direktor der Nationalbank schenkt dem Haus ihr „Bildnis eines kleinen Mädchens“ – es wird neben einem Gemälde Max Liebermanns ausgestellt. Ein weiterer Ankauf erfolgt 1904. Prominente wie finanziell potente Gönnerinnen setzen sich für den Ankauf der „Kirschenernte“ ein, die sie 1915 der Nationalgalerie schenken, um die Malerin weiter in der Sammlung zu verankern.

Dora Hitz (1856 – 1924)

Kirschenernte, vor 1905

Erfolgreiche Malerin

Die 1856 geborene Dora Hitz verzeichnet zu Lebzeiten beeindruckende Erfolge. Als sie 1898 die Berliner Secession mitbegründet, hat sie längst Anerkennung von Auftraggebern und Kollegen der Pariser und Berliner Avantgarde erfahren. Sie kann mit ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt bestreiten. Früh gefördert macht sie Gönnerinnen wie die spätere Königin von Rumänien auf sich aufmerksam, für die sie zeitweise in Bukarest tätig ist.

Dora Hitz (1856 – 1924)

Kirschenernte, vor 1905

Einsames Ende

Etwa zehn Jahre lang lebt Hitz in Paris, wo sie bei dem symbolistischen Maler Eugène Carrière Unterricht nimmt. Trotz zahlreicher Auszeichnungen und ihrer guten Vernetzung in großbürgerlichen Kreisen verbringt die alleinstehende Malerin ihre letzten Lebensjahre allerdings einsam und in großen finanziellen Nöten.