Ham Casper David Friedrich Wanderer Über Dem Nebelmeer Minimum

Caspar David Friedrich (1774 – 1840)

Wanderer über dem Nebelmeer, 1817

Ein Stadtmensch auf dem Berggipfel

Wer ist der Wanderer mit dem Stock? Es handelt sich vermutlich um die berühmteste Rückenfigur der Kunstgeschichte. Seine Identität ist ebenso anonym wie zentral. Somit eignet sich der Herr bestens als Identifikationsfigur. Mit seiner Hilfe kann sich der Betrachter in die imaginäre Landschaft hineinversetzen. Es geht hier nicht um einen konkreten Ort, sondern um das Gefühl einer dramatischen Atmosphäre im übertragenen Sinne. Damals bewegen politische und gesellschaftliche Umwälzungen die Gesellschaft. Auffallend ist die für einen Wanderer unpassende Kleidung. Diese erweckt den Eindruck von unüberwindbarer Distanz eines durch die Zivilisation geprägten Stadtmenschen zur unberührten Natur.

Caspar David Friedrich (1774 – 1840)

Wanderer über dem Nebelmeer, 1817

Sicherer Stand

Der Wanderer steht, dem Betrachter den Rücken zukehrend, fest und unverrückbar auf einer Bergspitze und blickt in die Ferne. Der sich zu einer Pyramide formierende Sandsteinfels bildet eine Art „Sockel“, auf dem der Wanderer in denkmalhaft feierlicher Pose verharrt. In der Romantik etabliert sich das sogenannte „Gipfelerlebnis“ als Thema der Kunst. Schon seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird die wilde Natur nicht mehr als Bedrohung, sondern als etwas Erhabenes, Göttliches wahrgenommen. Von ihr geht eine überwältigende Faszination aus, vorausgesetzt, der Mensch betrachtet sie aus gesicherter Position.

Caspar David Friedrich (1774 – 1840)

Wanderer über dem Nebelmeer, 1817

Idealisierte Landschaft

Die aus den Nebelschwaden aufragenden Berge sind größtenteils identifizierbar. Sie lassen sich mit Studien verbinden, die Friedrich auf seinen zahlreichen Wanderungen an Ort und Stelle geschaffen hat. Einige Berge befinden sich in der Sächsischen Schweiz, andere im Böhmischen Gebirge. Der Künstler bedient sich des Prinzips der Montage, um Berge aus unterschiedlichen topographischen Zusammenhängen in seiner Komposition zusammenzuführen. Folglich haben wir keine wiedererkennbare Landschaft, sondern eine ideale Komposition vor Augen.

Caspar David Friedrich (1774 – 1840)

Wanderer über dem Nebelmeer, 1817

Der Himmel

Der Himmel mit seinen nuancenreichen Farbabstufungen hat eine besondere Bedeutung für die Gesamtwirkung des Bildes. Friedrich vollendet damals diesen Bereich erst kurz vor der Fertigstellung des Werkes. Für diesen letzten Schritt benötigt der Künstler absolute Ruhe und versetzt sich in seinem Atelier mitunter in einen Zustand meditativer Versenkung. Auch darin artikuliert sich die religiöse Dimension seiner Kunst.

Caspar David Friedrich (1774 – 1840)

Wanderer über dem Nebelmeer, 1817

Häufig reproduziert

Kein anderes Werk von Caspar David Friedrich wird so häufig reproduziert und dient seit Jahrzehnten regelmäßig als Vorlage für Zeitschriften und Printmedien. Dabei ist das Hochformat mit der einzelnen Person im Zentrum eher ungewöhnlich für Friedrichs Werk.