Feder und Pinsel in Braun, blau, rosa, braun, gelb, grün und violett aquarelliert
27,9 x 40,6 cm
© Hamburger Kunsthalle / Foto: Christoph Irrgang
Paolo und Francesca überrascht von Gianciotto Malatesta, um 1805
Tragische Liebesgeschichte
Es geht um das in Dantes Hauptwerk „La Divina Commedia“ überlieferte Schicksal von Paolo und Francesca. Die tragische Liebesgeschichte beruht vermutlich auf einem wahren Kern. Francesca da Rimini wird von ihrem Vater mit Gianciotto Malatesta verheiratet. Die politisch motivierte Vermählung steht unter keinem guten Stern, denn Francesca verliebt sich in Gianciottos Bruder Paolo. Was in Dantes Gedicht mit feierlichem Ernst beschrieben wird, veranschaulicht Giani sehr lebendig. Die übertriebenen Proportionen der Figuren und die theatralische Pose des Liebespaares machen diese Zeichnung zu einem Musterbeispiel des sogenannten Troubadour-Stils.
Paolo und Francesca überrascht von Gianciotto Malatesta, um 1805
Verführerische Geschichten
„Ein Kuppler war das Buch“, so sagt es Francesca selbst im V. Gesang der „Göttlichen Komödie“. Denn Paolo und sie treffen sich heimlich. Gemeinsam lesen sie die Liebesgeschichte von Lancelot und Ginevra, der Gemahlin des König Arthur – eine Geschichte über einen Ehebruch mit Folgen. So spiegelt das Buch, über das sie sprechen, eine Vorhersehung ihres eigenen Schicksals.
Paolo und Francesca überrascht von Gianciotto Malatesta, um 1805
Verhängnisvolle Berührungen
Sehr lebendig greift die Zeichnung den Moment der ersten Annäherung auf. Paolos Hand liegt sanft auf Francescas Oberschenkel. Ihre Köpfe sind eng aneinander geschmiegt. Sie blicken einander voller Zärtlichkeit und Verlangen in die Augen. Denn beim gemeinsamen Lesen ist es nicht geblieben. Eine besonders reizvolle Passage der Lektüre hatte Paolo angeregt, der Geliebten seine Gefühle zu gestehen. Die verheißungsvollen Worte aus Dantes Erzählung deuten sachte an, was danach geschieht: „An jenem Tage lasen wir nicht mehr“.
Paolo und Francesca überrascht von Gianciotto Malatesta, um 1805
Ehebruch mit Folgen
Der Ehebruch bleibt nicht ungesühnt. Francescas Ehemann hegt Verdacht und ertappt die beiden Liebenden auf frischer Tat. Zunächst tötet der eifersüchtige Gianciotto seine Frau und anschließend seinen Bruder. Giani setzt auch diesen Erzählstrang, den Moment höchster Spannung, in Szene. In seinem Werk nähert sich Gianciotto dem Liebespaar unbemerkt an und zieht sein Schwert aus der Scheide. Im nächsten Augenblick wird er Paolo und Francesca ermorden.