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Oskar Schlemmer

Treppenszene, 1932

Typisierung des Menschen als Idealbild

Die sanft gerundeten Gestalten muten weiblich an und sind im Profil dargestellt. Trotz unterschiedlicher Kleidung gleichen sie einander. Schlemmer geht es nicht um die Darstellung individueller Personen, sondern um einen idealisierten Menschentyp: eine zeitlose Einheit von Körper und Geist in Einklang mit dem umgebenden Raum.

Oskar Schlemmer

Treppenszene, 1932

Struktur des Raumes

In klaren geometrischen Rastern sind die typisierten Figuren neben-, über- und hintereinander gestaffelt. Der Raum im gewählten Bildausschnitt wirkt eng, die Stufen sind ausschnitthaft gezeigt. Schlemmer zitiert hier wohl das berühmte Treppenhaus des Dessauer Bauhauses, an das mit diesem Bild erinnert werden soll. Die diagonalen Linien deuten den Handlauf eines Geländers an. Sie erwecken den Eindruck von Dynamik in der ansonsten eher starren Bildkomposition. Einem Zahnrad gleichend, fügen sich die einzelnen Elemente zusammen: Architektur und Körper wirken symbiotisch verschmolzen.

Oskar Schlemmer

Treppenszene, 1932

Farben und Licht

Ruhige, zurückhaltende Farbtöne vermitteln einen ausgewogenen Gesamteindruck. Raum und Fläche, rhythmisierte Bewegung und ruhiger Stand verzahnen sich zu einem harmonischen Ganzen. Die hellen Schattierungen auf Gesichtern und Kleidung sowie die verschiedenen nuancierten Grautöne im Hintergrund erwecken den Eindruck eines lichtdurchfluteten Raumes - die utopische Ordnung einer künftigen Zivilisation.

Oskar Schlemmer

Treppenszene, 1932

Bauhaus

Oskar Schlemmer ist am Bauhaus von 1921 bis 1929 nicht nur als Leiter der Holz- und Steinbildhauerei und der Wandmalerei beschäftigt, sondern ruft auch das berühmte „Triadische Ballett“ ins Leben. Nach der Schließung der visionären Kunstschule durch die Nationalsozialisten 1932 malt er während seiner Zeit in Breslau eine Gruppe von Bildern mit Treppenmotiven, um der dunklen Gegenwart die lichte Utopie des Bauhauses entgegenzusetzen.