Öl auf Leinwand
231 x 151 cm
Copyright am Werk: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Copyright am Foto: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Foto: Karen Blindow
Camille, 1866
Tabubruch
Das Ganzfigurenporträt ist ein Bildnistyp, der damals eigentlich dem Adel und mehr und mehr auch dem Großbürgertum vorbehalten ist. Dass Monet seine Frau in diesem Format darstellt, war äußerst ungewöhnlich. Das Bild wird in einer Rezension von Emile Zola, dem Monet bis dahin noch unbekannt war, für seine frische Malweise überschwänglich gelobt. Auch findet es im Pariser Salon – der wichtigsten Ausstellung der Kunstwelt – großen Anklang. Monet hat bei dieser Ausstellung in den folgenden Jahren nie wieder einen ähnlichen Erfolg.
Camille, 1866
Moderne Pariserin
Camille ist weniger als Individuum beschrieben, sondern verkörpert in erster Linie den Typus der eleganten Pariserin. Ihre Pose und Garderobe sind von zeitgenössischen Modeillustrationen, die in Modejournalen zu finden waren, inspiriert. Durch seinen Rückgriff auf das moderne Massenmedium und durch die flüchtig-bewegte Pose als Passantin entspricht Monet der Forderung Baudelaires nach Zeitgenossenschaft: Er erweist sich als ein Maler des modernen Lebens.
Camille, 1866
Manet oder Monet?
Einige Zeitgenossen halten das Bild für eine Arbeit des damals skandalumwitterten Edouard Manet. Deshalb heißt es in einer Karikatur: „Monet oder Manet? – Aber es ist Manet, dem wir diesen Monet verdanken; bravo Monet, danke Manet!“ Das Gemälde von Monet wird von Gustav Pauli angekauft, der von 1899 bis 1914 Direktor der Kunsthalle Bremen ist. Er erwirbt auch andere bedeutende Werke französischer Künstler – darunter eins von Edouard Manet.
Camille, 1866
Kein Teppich
Eine Röntgenaufnahme gibt Aufschluss über eine nachträgliche Übermalung des Bodens: Sie zeigt Ornamente eines Orientteppichs, d. h. die sehr dünn aufgetragene ocker-graue Bodenfarbe ist das Resultat einer Planänderung des Künstlers beim Malen.
Camille, 1866
Schlanker als zuvor
Monet zeigt seine Geliebte schräg von hinten. Ihr Blick ist gesenkt, sie hält nur kurz im Gehen inne. In einem gestreiften Seidenkleid und pelzverbrämter Samtjacke steht sie vor einem Vorhang. Eine Röntgenaufnahme gibt Aufschluss über eine nachträgliche Veränderung an der Kleidung: Monet verschlankt und präzisiert im Laufe der Arbeit die Konturen des Rockes und nimmt Veränderungen an der Position des Pelzbesatzes, des rechten Armes, der Hand und der Gesichtskonturen vor. Die Veränderungen machen die Figur insgesamt schlanker und dynamischer.
Camille, 1866
Ehefrau
Die Dargestellte ist Camille Léonie Doncieux (1847–1879), die Monet seit circa 1865 Modell stand und seine Geliebte war. 1867 wurde ihr erstes gemeinsames Kind geboren und drei Jahre später heirateten sie. Ein Jahr nach der Geburt des zweiten Kindes starb Camille im Alter von 32 Jahren, vermutlich an Gebärmutterkrebs.