Öl auf Leinwand, 171,50 x 151 cm Copyright am Werk: VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Foto Marcus Meyer |
Apachentanz, 1938
Tanz der Zuhälter
Das Bildthema findet Max Beckmann auf einer seiner zahlreichen Reisen nach Paris, wo er in einem Varieté einen von professionellen Tänzern getanzten Apachentanz sieht. Dieser Tanz hat nichts mit der Kultur der nordamerikanischen Apachenstämme zu tun. Vielmehr ist es ein akrobatischer Auftritt, der das von Gewalt dominierte Verhältnis von Zuhälter – im Französischen „apache“ – und Dirne in tänzerischer Form nachstellt.
Apachentanz, 1938
Höhepunkt des Tanzes
Vergleiche zwischen Beckmanns Gemälde und historischen Dokumenten zeigen, wie genau der Maler den Tanz studiert haben muss. Das Gemälde hält den Höhepunkt des Apachentanzes fest: Es ist der Augenblick in dem der Tänzer seine Partnerin an den Beinen packt und durch die Luft wirbelt. Ein Moment, in dem die Grenze zwischen Attraktion und Freiheitsberaubung verwischt. Ein Moment, in dem die Macht des Mannes über die Frau offensichtlich wird.
Apachentanz, 1938
„Apache“
Der Name des Apachentanzes leitet sich von dem französischen Begriff „Apache“ ab. Er bezeichnet damals Pariser Jugendgangs, Zuhälter und andere Kriminelle. Der französische Journalist Arthur Dupin hat den Begriff geprägt. Er berichtet 1902 in einem Artikel von einem auf den Pariser Straßen ausgetragenen Streit zwischen zwei Gangs, an dem auch Frauen beteiligt waren. Er nennt die zentralen Figuren des Kampfes „Apache“.
Apachentanz, 1938
Brutal
Der dargestellte zeitgenössische Modetanz gehört seit 1908 zum festen Programm der Varietés in Paris und feiert internationalen Erfolg. Er erzählt den leidenschaftlichen Kampf zwischen einer Prostituierten und einem Zuhälter. Die beiden schlagen und küssen sich während des Tanzes und stilisieren so die oftmals brutalen Verhältnisse im Pariser Rotlichtmilieu.
Apachentanz, 1938
Abgestumpftes Volk
Die im Zentrum agierenden Darsteller verkörpern die Leidenschaft und Dramatik des Apachentanzes. Das Publikum erscheint aber nicht nur vornehm zurückhaltend, sondern geradezu desinteressiert. Es wirkt, als folge keiner der Zuschauer der spektakulären Darbietung. Angesichts der dramatischen Zuspitzung der politischen Situation im Jahr 1938 und der daraus resultierenden Verunsicherungen, mit denen sich Beckmann konfrontiert sieht, kann gemutmaßt werden, dass er das Gemälde als Sinnbild für das aktuelle Weltgeschehen schafft.