177 cm x 155 cm x 90
Copyright am Werk: VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Copyright am Foto: Kunsthalle
Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Foto: Lars Lohrisch
Salon de lumière (Lichtballett), 1961/98
Hilftmittel wird Kunst
Piene hat zunächst weiße Farbe durch Rasterschablonen auf die Leinwand gebracht, um darauf Licht- und Schattenspiele zu erzeugen. Dann entdeckt er jedoch die gestalterischen Möglichkeiten der Schablone selbst: Es ergeben sich Bilder von rätselhafter Schönheit, wenn man durch die Schablonen Licht an die Wand projiziert. Die Erstaufführung eines, damals noch manuell bedienten, Lichtballettes fand 1959 statt.
Salon de lumière (Lichtballett), 1961/98
Wilder Lichtball
Von Lucio Fontanas Stoffbildern inspiriert, schafft Piene geschlitzte Stoffbälle. Eine Lichtquelle aus dem inneren des Balls projiziert Lichtpunkte an die Wand des Raumes. Anfangs drehten sie sich manuell und später, wie hier im Lichtballett, durch programmierte Rotoren im Inneren des Balls.
Salon de lumière (Lichtballett), 1961/98
Lichtballett
Tatsächlich hätte man die Lichtinstallation mit ihrem vielschichtigen Spiel des Lichtes nicht passender bezeichnen können. Vor allem das Zusammenspiel der 1997 entstandenen Lichtkuben Cinco Ecces und Kleiner Kubus ist dafür zentral. Ihr Licht ergibt ein vielfältiges, aus immer neuen Überlagerungen entstehendes Bild von Punkten und Licht-Schwingungen. Das Licht tanzt in verschiedenen Rhythmen über die abgedunkelten Wände.
Salon de lumière (Lichtballett), 1961/98
Eine Rose ist eine Rose
Die Neonplastik (elektronische Rose X) von 1972/73 manifestiert den mechanischen Charakter der Installation, die auf jegliche manuelle Einwirkung verzichtet. Auf der Aluminiumkugel sind über 100 Glühlampen gesteckt, die im Intervall an- und ausgehen.
Salon de lumière (Lichtballett), 1961/98
Gesamtkunstwerk
Im Salon de lumière fügte Piene einzelne Werke aus verschiedenen Schaffensphasen zusammen. So verband er seine Werke in unterschiedlichen Medien zu einem Gesamtkunstwerk, das sein Interesse für die Verknüpfung von Licht, Bewegung und Raum greifbar macht. Der Salon de lumière markiert den Übergang zwischen seinen zweidimensionalen Bildern und den raumgreifenden Lichtarbeiten hin zu Pienes vom geschlossen Raum gelösten Sky-Art: In diesen Arbeiten, die Luft und den Himmel mit einbezogen, überschreitet Piene die medialen Grenzen der Kunst, deren Expansion immer im Mittelpunkt seines Schaffens stand.
Salon de lumière (Lichtballett), 1961/98
Stunde Null
Im Jahr 1958 gründen Otto Piene und Heinz Mack die Gruppe ZERO, der 1961 noch Günther Uecker beitritt. Die Künstler suchten einen Neuanfang, eine „Stunde Null“. Sie sollte von der Kriegsvergangenheit und der Nachkriegszeit unbelastet sein. Mit ihren lichtkinetischen Objekten lösen die Künstler sich von der klassischen Leinwandfläche und gingen – unter Nutzung der neuen technischen Möglichkeiten – in den Raum. Das Lichtballet ist dafür ein meisterhaftes Beispiel.