Brem Vincentvangogh Mohnfeld Minimum

Vincent van Gogh (1853 - 1890)

Mohnfeld, 1889

Ausblick aus der Heilanstalt

Erschöpft von der Großstadt Paris und hungrig nach den Farben des Südens reist van Gogh 1888 nach Arles. Dort erleidet er jedoch mehrere Anfälle einer Krankheit, die bis heute schwer zu diagnostizieren ist. Seine Nachbarn reichen beim Bürgermeister eine Petition ein, dass er eine Gefahr für Frauen und Kinder darstelle. Deshalb beschliesst er selbst, sich in die Heilanstalt in Saint-Rémy zu begeben. Das Bremer Gemälde entsteht in der Gegend um die Anstalt herum.

Vincent van Gogh (1853 - 1890)

Mohnfeld, 1889

Künstlerstreit

Das Gemälde wird Ende 1910 von Gustav Pauli für die Kunsthalle Bremen angekauft. Sofort kommt es zum „Protest deutscher Künstler“. Ein Kommentar des Worpsweder Malers Carl Vinnen in einer Bremer Tageszeitung führt zu einer Debatte in ganz Deutschland. Dabei wird die angebliche Überfremdung deutscher Kunstsammlungen mit französischer Kunst kritisiert: Durch die „große Invasion französischer Kunst“ auf dem deutschen Kunstmarkt gingen deutschen Malern angeblich große Summen verloren. Die Debatte wird berühmt als „Bremer Künstlerstreit“.

Vincent van Gogh (1853 - 1890)

Mohnfeld, 1889

Künstler WG

1888 zog Van Gogh nach Arles und mietet sich ein gelbes Haus. Dort wohnt er zeitweise zusammen mit dem Malerfreund Paul Gauguin. Hier erleidet er einen ersten Anfall seiner Krankheit, möglicherweise Epilepsie. Im Winter desselben Jahres schneidet er sich einen Teil seines Ohrläppchens ab.

Vincent van Gogh (1853 - 1890)

Mohnfeld, 1889

Ausblick aus dem Zimmer

Im Frühjahr 1889 begibt sich Van Gogh in die Heilanstalt, in deren Umgebung er dieses Bild malt. Er vollendet das Gemälde im Atelier in der Anstalt. Das gelbe Haus rechts auf diesem Bild fügt er aus der Phantasie hinzu. Die Anregung liefert vermutlich ein Haus, das er beim Blick aus seinem Schlafzimmer sah.

Vincent van Gogh (1853 - 1890)

Mohnfeld, 1889

Gefühlter Anstieg

Van Gogh löst sich mit seinem Bild von den tatsächlichen topographischen Gegebenheiten. Denn in Wirklichkeit steigt das Gelände nicht an, sondern es fällt kontinuierlich in Richtung Saint-Rémy ab. Der Künstler lässt sich offenbar von der gesehenen Landschaft anregen, doch er wandelt die Darstellung nach eigenen Vorstellungen später im Atelier um. Dafür spricht ein Vergleich mit einer Pinselzeichnung, die das Bild vorbereitet.

Vincent van Gogh (1853 - 1890)

Mohnfeld, 1889

Gestörte Illusion

Die gelbe Mauer am Bildrand, die Feldreihe aus leuchtend roten Mohnblumen und die grünen Furchen im Getreide erzeugen eine sogartige Perspektive. Die Linien laufen in einem Fluchtpunkt knapp unterhalb des oberen Bildrandes zusammen. Wo man eigentlich einen Ausblick in den Himmel und damit eine Öffnung des Bildes in die Ferne erwarten würde, wird der Blick durch ansteigende Berge verstellt. Die Tiefenillusion ist damit zurückgenommen, der Betrachter wird auf die Fläche der Leinwand verwiesen.