Öl auf Leinwand
72 x 91 cm
Copyright am Werk: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Copyright am Foto: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Foto: Marcus Meyer
Mohnfeld, 1889
Ausblick aus der Heilanstalt
Erschöpft von der Großstadt Paris und hungrig nach den Farben des Südens reist van Gogh 1888 nach Arles. Dort erleidet er jedoch mehrere Anfälle einer Krankheit, die bis heute schwer zu diagnostizieren ist. Seine Nachbarn reichen beim Bürgermeister eine Petition ein, dass er eine Gefahr für Frauen und Kinder darstelle. Deshalb beschliesst er selbst, sich in die Heilanstalt in Saint-Rémy zu begeben. Das Bremer Gemälde entsteht in der Gegend um die Anstalt herum.
Mohnfeld, 1889
Künstlerstreit
Das Gemälde wird Ende 1910 von Gustav Pauli für die Kunsthalle Bremen angekauft. Sofort kommt es zum „Protest deutscher Künstler“. Ein Kommentar des Worpsweder Malers Carl Vinnen in einer Bremer Tageszeitung führt zu einer Debatte in ganz Deutschland. Dabei wird die angebliche Überfremdung deutscher Kunstsammlungen mit französischer Kunst kritisiert: Durch die „große Invasion französischer Kunst“ auf dem deutschen Kunstmarkt gingen deutschen Malern angeblich große Summen verloren. Die Debatte wird berühmt als „Bremer Künstlerstreit“.
Mohnfeld, 1889
Künstler WG
1888 zog Van Gogh nach Arles und mietet sich ein gelbes Haus. Dort wohnt er zeitweise zusammen mit dem Malerfreund Paul Gauguin. Hier erleidet er einen ersten Anfall seiner Krankheit, möglicherweise Epilepsie. Im Winter desselben Jahres schneidet er sich einen Teil seines Ohrläppchens ab.
Mohnfeld, 1889
Ausblick aus dem Zimmer
Im Frühjahr 1889 begibt sich Van Gogh in die Heilanstalt, in deren Umgebung er dieses Bild malt. Er vollendet das Gemälde im Atelier in der Anstalt. Das gelbe Haus rechts auf diesem Bild fügt er aus der Phantasie hinzu. Die Anregung liefert vermutlich ein Haus, das er beim Blick aus seinem Schlafzimmer sah.
Mohnfeld, 1889
Gefühlter Anstieg
Van Gogh löst sich mit seinem Bild von den tatsächlichen topographischen Gegebenheiten. Denn in Wirklichkeit steigt das Gelände nicht an, sondern es fällt kontinuierlich in Richtung Saint-Rémy ab. Der Künstler lässt sich offenbar von der gesehenen Landschaft anregen, doch er wandelt die Darstellung nach eigenen Vorstellungen später im Atelier um. Dafür spricht ein Vergleich mit einer Pinselzeichnung, die das Bild vorbereitet.
Mohnfeld, 1889
Gestörte Illusion
Die gelbe Mauer am Bildrand, die Feldreihe aus leuchtend roten Mohnblumen und die grünen Furchen im Getreide erzeugen eine sogartige Perspektive. Die Linien laufen in einem Fluchtpunkt knapp unterhalb des oberen Bildrandes zusammen. Wo man eigentlich einen Ausblick in den Himmel und damit eine Öffnung des Bildes in die Ferne erwarten würde, wird der Blick durch ansteigende Berge verstellt. Die Tiefenillusion ist damit zurückgenommen, der Betrachter wird auf die Fläche der Leinwand verwiesen.