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Albrecht Dürer (1471–1528)

Der heilige Eustachius, um 1501

Die Bekehrung zum heiligen Eustachius

Nach der Legenda aurea findet die Bekehrung des römischen Feldherrn Placidus zum heiligen Eustachius auf der Jagd statt: Dabei zeigt sich, wie im Blatt dargestellt, im Hirsch das Wunder und ein Kreuz erscheint im Geweih. Jesus Christus spricht durch den Hirsch den Jäger an: „Eustachius, was jagst du mich, glaube mir, ich bin Christus und habe lange nach dir gejagt.“ Die Legende ist verwandt mit der des heiligen Hubertus, ebenfalls einer der 14 Nothelfer, die im späten 15. Jahrhundert sehr beliebt waren. Beide werden bis heute als Schutzpatrone der Jagd verehrt.

Albrecht Dürer (1471–1528)

Der heilige Eustachius, um 1501

Der Hirsch als Sohn Gottes

Das Kreuz erscheint im Geweih des Hirsches und er fängt mit Jesus‘ Worten an zu sprechen. Der Hirsch als Symbol für Christus steht für die irdischen Gefährdungen, denen sich der menschgewordene Gottessohn aussetzte. Der König des Waldes ist auch Zeichen für die Besonderheit und Seltenheit dieses Wunders.

Albrecht Dürer (1471–1528)

Der heilige Eustachius, um 1501

Der Baum als Metapher des Martyriums

Der Baum in der Mitte ist rau und geborsten. Damit deutet er auf das Martyrium Christi sowie das Martyrium des Eustachius hin. In einer zweiten Vision, die der heilige Eustachius an der gleichen Waldstelle erlebt, erfährt er, was sein Schicksal ist: Nach zahlreichen Prüfungen wird er zunächst wieder Heerführer, erleidet aber schließlich samt seiner Familie den Märtyrertod.

Albrecht Dürer (1471–1528)

Der heilige Eustachius, um 1501

Eine Burg als Reisesouvenir

Den Hügel im Hintergrund krönt ein runder Bergfried. Das Motiv der Burg geht wahrscheinlich auf eine verlorengegangene Zeichnung Albrecht Dürers zurück. 1494/95 zeichnete er diese wohl in Südtirol auf seiner ersten Reise nach Venedig.

Albrecht Dürer (1471–1528)

Der heilige Eustachius, um 1501

Der Jäger und sein Pferd

Der Jäger hebt seine Hände in Ehrerbietung zum sogenannten Orantengestus. Das Jagdkostüm ist zeitgenössisch mit kurzem Wams, Beinkleidern, Stulpen, Fellmütze und Falknerhandschuhen ausgestattet. Als Waffe trägt der Jäger einen Hirschfänger mit Horngriff. Merkwürdigerweise steht in der Bildmitte zwischen dem ergriffenen Jäger und dem Hirsch der gezäumte und gesattelte Schimmel. Ihm fällt durch seine bildmittige Platzierung, schiere Größe und dem stolzen Ausdruck die erste Aufmerksamkeit zu.

Albrecht Dürer (1471–1528)

Der heilige Eustachius, um 1501

Detailgetreue Naturbeobachtungen

Das Blatt ist in äußerster Feinheit bis in die letzte Ecke gestaltet. Es führt eine Brücke über den Teich, auf dem zwei Schwäne gleiten. Die fünf Windhunde sind in verschiedenen Körperhaltungen dargestellt. Albrecht Dürer hat ihre Muskeln und den Knochenbau sichtbar lange studiert. Schon Vasari, der große Kunstschreiber der Renaissance, lobte die Schönheit von Dürers Hunden. Über dem Bergfried fliegt ein Miniaturvogelschwarm und am Waldboden wachsen verschiedene Gräser, Blumen und Kräuter. Vom Mikro- bis zum Makrokosmos verherrlicht Dürer hier die Schöpfung Gottes.