Ki Bridgetriley Gentle Measure Minimum

Bridget Riley (*1931)

Gentle Measure, 1982

Ägyptische Inspirationen

Bridget Riley wurde durch eine Reise nach Ägypten zu dem Gemälde "Gentle Measure" inspiriert. Die Farben erinnern an die altägyptische Kunst, vor allem das Ockergelb und das Hellblau. Die altägyptische Malweise, die der Darstellungsebene jegliche Tiefe entzieht, findet sich auf abstrakte Weise auch bei Riley, so schreibt sie: „In den Gemälden, benutzte ich lange, schmale vertikale Streifen, weil diese wenig Körperlichkeit haben, fast nur aus ‚Rand‘ bestehen. Die Interaktion zwischen Farben ist dann am intensivsten, wenn eine Farbe an eine andere angrenzt.“

Bridget Riley (*1931)

Gentle Measure, 1982

Die Auflösung der Landschaft

Auf ihrer Ägyptenreise lässt sich Bridget Riley von der Kulturlandschaft Ägyptens inspirieren. Entlang des Nils hat sich eine der ältesten Agrarkulturlandschaften entwickelt, die von der Einteilung der Felder in einzelne geometrische Parzellen bestimmt ist. Riley nimmt diese Strukturen auf wie die Farben der Landschaft: türkis, blau, ocker und weiß.

Bridget Riley (*1931)

Gentle Measure, 1982

Kunst als Forschung

Bridget Riley bezeichnet ihre Kunst als Forschung. Es geht ihr darum zu zeigen, wie das Farbspektrum von Licht und das Sehen funktionieren. Als ein Initialerlebnis beschreibt sie einen sehr heißen Tag in Südfrankreich. Das Sonnenlicht strahlte so gleißend hell, dass der Anblick der Landschaft vor Rileys Augen verschwamm. Das Licht drang von allen Seiten auf sie ein und sie fühlte sich so, als ob sie in einem Feld aus purer Energie stehe. Seither gilt Rileys künstlerisches Interesse visuellen Wahrnehmungsexperimenten mit dem Flirren von Farben und Formen. Sie bezieht sich auf den französischen Künstler Georges Seurat, einem Vertreter des Pointilismus, in dessen Gemälden Farbpunkte ineinanderfließen und sich erst im Auge des Betrachters zu einem geschlossenen Motiv zusammenfügen.

Bridget Riley (*1931)

Gentle Measure, 1982

Kunstmarktsternchen

Bridget Riley ist eine führende Vertreterin der Op-Art, einer Kunstrichtung, die Anfang der 1960er Jahre ihren Ausgang nimmt. Die Künstler dieser Bewegung legen geometrische Formen so an, dass im menschlichen Gehirn die Illusion von Bewegung entsteht. Rileys Werke erzielen hohe Preise auf dem Kunstmarkt und sie gehört zu den bestbezahltesten Künstlerinnen weltweit. Allerdings gibt es bis heute auch in der Kunst einen Gender Pay Gap: so erzielen männliche Künstler im oberen Segment immer noch deutlich höhere Preise als Künstlerinnen.

Bridget Riley (*1931)

Gentle Measure, 1982

Wahrnehmungseffekte

1965 nahm Bridget Riley an der berühmten Ausstellung "The Responsive Eye" im MoMA in New York teil. Die Ausstellung betonte bereits im Titel den betrachtereinschließenden Charakter der Werke. Zu dieser Zeit erforschte die Psychologie die entsprechenden Wahrnehmungsstrukturen im menschlichen Gehirn. Mithilfe von geometrischen Formen und Mustern in bestimmten Farbkombinationen erzeugte die Kunst optische Effekte wie die Illusion von Bewegung, die physikalisch nicht vorhanden sind.

Bridget Riley (*1931)

Gentle Measure, 1982

Die Künstlerin als Forscherin

Bridget Rileys Prozess im Atelier gleicht mehr den Versuchen einer Naturwissenschaftlerin als der Klischeevorstellung einer Künstlerin. Ihre Werke entstehen aus Versuchsreihen. Dabei testet sie die Farbwirkung einzelner Farben sowie verschiedener Farbkombinationen. Riley stellt die Farben selbst her und trägt diese in verschiedenen Formationen auf unterschiedliche Materialien auf.