Ki Miriamcahn Wueste Minimum

Miriam Cahn (*1949)

In der Wüste, 2015

Verhüllen und Zeigen

Figuren und Hintergrund sind insgesamt schemenhaft gehalten. Doch einige Elemente wie die Genitalien, die Brüste der Frau und die zur Faust geballte linke Hand des Mannes sind betont durch ihre explizite Wiedergabe. Verhüllen und Zeigen prägen die Arbeit von Miriam Cahn: Hier gibt die Burka der Frau, die eigentlich als ein Zeichen von Religiosität zur Verschleierung des weiblichen Körpers dient, den Blick frei. Die Künstlerin widmet sich Themen, die gesellschaftlich mit Konflikten belegt oder tabuisiert sind: Sexualität und Feminismus, Rassismus und Gewalt.

Miriam Cahn (*1949)

In der Wüste, 2015

Den Koffer in der Hand

Migration und Flucht sind wiederkehrende Themen im Werk Miriam Cahns. Die zahlreichen Nachrichtenbilder von Flüchtenden finden dabei Eingang in ihre Arbeiten. Während der Jugoslawienkriege malte die Künstlerin Flucht- und Folterszenen. In den letzten Jahren beschäftigen sie die Migrationsbewegungen aus dem afrikanischen und arabischen Raum. Ihr besonderes Mitgefühl für die Situation dieser Menschen beruht sicherlich auf ihrer eigenen Biografie: Die jüdische Familiengeschichte der 1949 geborenen Künstlerin ist durch Ausgrenzung, Verfolgung und Flucht im Nationalsozialismus geprägt.

Miriam Cahn (*1949)

In der Wüste, 2015

Malerei als Ausdruck von Sinnlichkeit

Miriam Cahn arbeitet schnell und viel. Sie bezeichnet ihre Werke immer nach dem Entstehungsdatum. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet die Künstlerin verstärkt mit Farbwirkungen auf Leinwand. Der Einsatz von Farbe ist für Cahn ein wesentliches Mittel, um die sinnliche Wirkung hervorzuheben.

Miriam Cahn (*1949)

In der Wüste, 2015

Auf der Flucht

Miriam Cahn kennzeichnet die Figuren als geflüchtete Menschen durch ihr Gepäck, ihr Erscheinen als Gruppe, die Horizontlinie und die offenen Fläche. Die Umgebung erinnert an eine Wüste. Cahn zeigt in zahlreichen Werken Motive der Flucht, in die auch die Flut an Bildern aus den Medien einfließen. Der nackte Körper ist eine Setzung für das nackte Leben und betont die Schutzlosigkeit der Vertriebenen.

Miriam Cahn (*1949)

In der Wüste, 2015

Der Kampf einer Feministin

In den 1970er Jahren bewegte sich Miriam Cahn in Basel in einem feministisch-aktivistischen Umfeld. Gesellschaftliche Spannungsverhältnisse und Ungerechtigkeiten beschäftigten die Künstlerin schon damals stark. Als Teil der Basler Kunstszene interessierte sie sich für die in der Stadt präsente Avantgarde der Videokunst. Für die Künstlerin bedeutete die gewonnene Freiheit durch die Kunst und das politische Bewusstsein eine Ablösung aus ihrem bürgerlichen Elternhaus. Weiblichkeit und die Gleichbehandlung der Geschlechter sind bis heute zentrale Themen der Künstlerin. Dabei arbeitet sie nicht nur visuell, sondern schreibt auch Texte, von denen einer den bezeichnenden Titel "Das zornige Schreiben" trägt.