Moh Albertebert Maedchenvorspiegel Ausschnitt Minimum

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Autodidakt

Als Soldat zieht Ebert in den Zweiten Weltkrieg. Ab 1949 studiert er drei Semester an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Da hat er schon eine Laufbahn als Maurer ohne abgeschlossene Lehre und Gelegenheitsarbeiter hinter sich. Doch die Kunst bleibt seine Faszination: In seinem kleinformatigen Werk feiert der Künstler die Delikatesse der Farben und die weibliche Schönheit. Hier leuchtet der Leib eines Mädchens und sein Abbild im Spiegel aus dem warmen Dunkel eines barock anmutenden Interieurs.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Gegen die offizielle Linie

Die offizielle Kunstauffassung der DDR in den 1950er Jahren folgt dem sozialistischen Realismus – bevorzugte Motive sollen den Alltag der Arbeiter und Bauern abbilden. Dagegen findet Ebert seine Bildmotive vor allem im Theater, dem Varieté und Zirkus, an Orten der Fantasie und Freude. Private Feste, häusliche Szenen und biblische Geschichten sind weitere Motive.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Fantasievolles Repertoire

Gemälde Alter Meister studiert Ebert in Bildbänden und gelegentlich in Museen, sie dienen ihm als Vorbilder. Das mit einem Blumenkranz herabschwebende Engelsmädchen und der kleine Amor, der den roten, schweren Vorhang beiseite zieht, sind typische Gestalten seines fantasievollen Figurenrepertoires.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Intime Szene

Die Portiere wirkt wie ein Bühnenvorhang, der den Blick auf eine intime Szene freigibt: Ein Mädchen steht nackt vor seinem Spiegelbild. Ebert eignet sich hier ganz selbstverständlich ein Bildkonzept an, das vor allem im Barock gebräuchlich war und verschiedene Wahrnehmungsebenen verschränkt: die Ebene der Figuren im Bild, die des Künstlers und die des Betrachters.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Das Schöne und Friedliche

Ebert gerät im März 1945 bereits erkrankt in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er beschließt für sich: „Wenn du nach Hause kommen solltest, lernst du Malen, und zwar all das Schöne und Friedliche, die Blumensträuße, die kleinen Kinder mit den Rosenkränzchen - und alle sollen sich daran freuen.“ Immer wieder malt, zeichnet und radiert er Blumenstillleben, meist kleine, bescheidene Sträußchen in einfachen Vasen. Hier platziert er neben dem Spiegel, passend zum barocken Interieur, ein üppiges Bouquet – es offenbart sein malerisches Vermögen auch im Kleinsten.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Schamhafte Pracht

Die fast ausschließlich weiblichen Aktdarstellungen Eberts folgen in keiner Weise akademischen Aktstudien. Das Körperideal, wie es zeitgenössische Zeitschriftenbilder verbreiten, hat es ihm nicht angetan, er liebt üppige Körper. Das junge Mädchen, das in prachtvoller Nacktheit seinem Spiegelbild gegenübersteht – vielleicht am Morgen oder Abend eines besonderen Festes, worauf der von einem Engelswesen gebrachte Blumenkranz hindeutet – ist selbst seinem Spiegelbild gegenüber so schamhaft, dass es die Hand schützend vor den Schoß hält.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Als Künstler ernst genommen

Von 1946 bis 1948 studiert Ebert drei Semester an der halleschen Kunstschule in der Burg Giebichenstein. Anfang der 1950er Jahre nimmt er an einem Restaurierungslehrgang teil und hospitiert im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) als Restaurator, um sich maltechnische Kenntnisse anzueignen. Seine eigenwillige Bildsprache und seine Technik sind einzigartig. Er wird auch schon damals als Künstler wahr- und ernst genommen. So ist er bereits ab Mai 1949 Mitglied der Kammer der Kunstschaffenden und wird im Februar 1951 in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Allerdings ist er, wie der Bildhauer Waldemar Grzimek schreibt, „etwas hilflos in organisatorischer Beziehung“.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Der Rousseau von der Saale

Der „Rousseau von der Saale“, wie er genannt wird, geht nach dem Vorbild der Ikonenmalerei dazu über, kleine Bildtafeln aus einem Stück zu benutzen und sie bis zu den Rahmen farbig zu behandeln. In diesem Fall ist der Rahmen versilbert.

Albert Ebert (1906 – 1976)

Mädchenakt vor dem Spiegel, 1964

Repräsentatives Œuvre

Zusammen mit Dauerleihgaben aus der Sammlung der Stiftung der Saalesparkasse und Schenkungen aus Privatbesitz bewahrt das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) einen repräsentativen Bestand des Ebert‘schen Œuvres: 27 Gemälde und 32 Dauerleihgaben von insgesamt 752 im Werkverzeichnis aufgeführten Gemälden, dazu noch Zeichnungen, kolorierte Drucke und das gesamte druckgrafische Werk.