Franz Marc zieht es von Anfang an zur Darstellung von Tieren, sie werden zum zentralen Thema seiner zahlreichen Gemälde, Plastiken und Zeichnungen. Es ist sein Versuch, das innerste Wesen des Tieres zu ergründen und in seiner Reinheit sichtbar zu machen. Dabei stellt er es in einen großen kosmischen Zusammenhang des Lebens.

Die schlafende Katze verdeutlicht Marcs Bestreben, das reine Wesen des Tieres wiederzugeben. Sie strahlt Wärme, Harmonie und Häuslichkeit aus, wirkt aber gleichzeitig durch ihr strahlendes Weiß wie eine übernatürliche Kreatur, die unberührbar und unschuldig rein erscheint. Viele seiner Katzendarstellungen zeugen vom friedlichen Charakter dieser Tiere.

Bevor sich Marc in expressionistischer Form und Farbe dem Kosmos der Tiere widmet, arbeitet er weitgehend naturalistisch im Sinne akademischer Konventionen. In seiner frühen Arbeit "Der tote Spatz" von 1905, das als Dauerleihgabe der Sammlung Kracht im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ist, zeigt sich neben dem Einfluss des französischen Impressionismus Marcs sensibler Blick auf die Kreatur. Er soll dieses kleine, in braunen Tönen gehaltene Bild sehr gemocht haben: es hängt lange Zeit in seinem Atelier.

Mit der Abkehr von den akademischen Traditionen und der Zuwendung zur Kunstrichtung Blauer Reiter entwickelt sich Marcs Stil eindrücklich, sodass er heute trotz seines frühen Todes im Jahr 1916 als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus bekannt ist. Als Mittel wählt er eine lebendige, ausdrucksstarke Farbigkeit und die zunehmende Auflösung der Formen. Die Katze von 1912 steht im Gegensatz zu anderen Bildern dieser Zeit, mit ihren klaren Konturen und dem Verzicht auf starke Abstraktion.

Die absolute Willkür der nationalsozialistischen Diktatur im Umgang mit der modernen Kunst kann gut am Beispiel von Franz Marcs Katze demonstriert werden. Während andere Werke des Künstlers aus der Sammlung des Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) während der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 entfernt werden, verbleibt das Bild im Museum. Warum, kann niemand sagen. Möglicherweise hat das realistische, formal nicht zu avantgardistisch gestaltete Motiv seinen Teil dazu beigetragen.