Moh Hansvonaachen Diana Ausschnitt Minimum

Hans von Aachen (1562 – 1615)

Diana, Ende 16. Jahrhundert

Die Göttin

Diana ist in der römischen Mythologie eine Göttin mit vielen Aufgaben. So fungiert die Tochter des Jupiter und der Leto nicht nur als Göttin der Jagd und des Mondes, sondern auch als die der Geburt und als Beschützerin der Frauen und Mädchen. Als Jungfrau – ihre körperliche Unberührtheit verteidigt sie vehement – zieht sie der Mythologie nach in der Begleitung von zahlreichen Nymphen durch die Wälder und widmet sich vornehmlich der Jagd.

Hans von Aachen (1562 – 1615)

Diana, Ende 16. Jahrhundert

Fein und feminin

Diana ist in durchscheinenden Stoff gehüllt, der kaum ihre Blöße verhüllt, was ihr einen ausgesprochen sinnlichen Ausdruck verleiht. In meisterlicher Manier gibt Hans von Aachen die Stoffe, den Schmuck, das Haar und den Körperbau detailliert und akzentuiert wieder. Fein geflochtenes Haar umrahmt ein zartes, Wangen gerötetes Gesicht. Kleine glitzernde Perlen in einem eleganten Schmuckstück sind zu entdecken, durch das sich die Göttin der Jagd und des Mondes eindeutig zu erkennen gibt: über einem roten Edelstein thront die goldene Mondsichel.

Hans von Aachen (1562 – 1615)

Diana, Ende 16. Jahrhundert

Gnadenlose Jägerin

Pfeil und Bogen sind die typischen Attribute der Göttin der Jagd. Hier trägt eine begleitende Nymphe im roten Gewand den goldverzierten Bogen, einen Köcher hat sie über die Schulter geworfen. Der reich verzierte Speer Dianas, dessen leuchtend rote Kordeln fast wie Blut erscheinen, ist ihre Hauptwaffe: solche Speere werden damals besonders für die Wildschweinjagd verwendet. Diana nutzt die Waffe aber auch, um ihre Jungfräulichkeit zu verteidigen: aufdringliche Verehrer können sich auf etwas gefasst machen!

Hans von Aachen (1562 – 1615)

Diana, Ende 16. Jahrhundert

Wald und Flur

Der Himmel über der Landschaft im Hintergrund zeigt in seinen rosa- und lilafarbenen Tönen den nahenden Sonnenuntergang an. Wahrscheinlich liegt ein weiter Weg hinter Diana, und sie ruht, von der täglichen Jagd erschöpft, nun in einer waldigen Umgebung, an einen Baum gelehnt. Ihre milchig weiße Haut leuchtet aus dem in dunkler Farbgebung gestalteten feinen Blatt- und Wurzelwerk heraus - ein Hinweis auf ihre Naturverbundenheit und Existenz als leuchtende Göttin.

Hans von Aachen (1562 – 1615)

Diana, Ende 16. Jahrhundert

Treue Begleiter

Als treue Begleiter der Jagdgöttin sind es Hunde, die ihr in Darstellungen immer wieder zur Seite gestellt werden. Hier sitzen zu ihren Füßen zwei ergebene, weiß-braun gescheckte Jagdhunde. Sie haben schmale Schnauzen und einen agilen, wendigen Körperbau, der perfekt geeignet ist für die Verfolgung von Wild. Sie strahlen natürliche Unbändigkeit und triebhafte Entschlossenheit aus. Zugleich sind sie aber auch als domestizierte, kontrollierbare Haustiere wiedergegeben, davon künden die breiten, ledernen Halsbänder ganz deutlich. Diana hat ihre Hunde im Griff.

Hans von Aachen (1562 – 1615)

Diana, Ende 16. Jahrhundert

Hofmaler des Kaisers

Kaiser Rudolf II. (1552 – 1612) trägt in der Prager Burg eine umfangreiche Kunstsammlung zusammen, die er stetig vergrößert. Hans von Aachen wird dort 1592 Hofmaler, ist aber auch als Kunstberater und Unterhändler des Kaisers tätig: in seinem Auftrag macht er zahlreiche Reisen nach Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Der Kaiser schätzt ihn sehr, er ist ein enger Vertrauter. So ist es kaum verwunderlich, dass der Kaiser eine ähnliche, noch üppigere Version der Diana bestellt und sie an prominentem Platz, seinem Arbeitszimmer, aufhängen lässt.

Hans von Aachen (1562 – 1615)

Diana, Ende 16. Jahrhundert

Hoch angesehen

Der Maler ist besonders für sein Porträtkunst bekannt und berühmt. Seine Bilder werden von Kupferstechern oft kopiert und verbreitet. Er gehört durch seine Arbeit am Hof des Kaisers zum sogenannten „Rudolfinischen Kunstkreis“ – einer deutschen Schule des Manierismus.