Chem Alexejvonjawlensky Messalina Minimum

Alexej von Jawlensky (1864 – 1941)

Messalina, 1912

Maximale Präsenz

Typisch für seine Darstellung weiblicher Köpfe ist der verknappte Bildausschnitt. Das nahezu quadratische Format des Bildträgers scheint nicht auszureichen, um den voluminösen Kopf zu fassen. Vielmehr scheint die Darstellung das Format fast zu sprengen und verleiht dem Bild dadurch eine ikonenhafte Präsenz.

Alexej von Jawlensky (1864 – 1941)

Messalina, 1912

Inspirationsquellen

Messalina war die dritte Ehefrau des römischen Kaisers Claudius. Sie gilt als ausschweifend, intrigant und grausam. Ihr zu Exzessen neigendes außereheliches Sexualleben führen letztlich zu ihrem Sturz und Tod 48 n. Chr. Die Physiognomie des der Darstellung lässt vermuten, dass Katharina Konstantinowka den Künstler zu diesem Porträt inspirierte. Sie war Malerin und Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München. Schon 1912 porträtierte er sie mehrfach in Tusche. In seinen Lebenserinnerungen berichtete Jawlensky: „Im Sommer 1912 fuhren wir alle nach Oberstdorf und blieben dort bis zum Dezember. [..] In Oberstdorf malte ich verschiedene Gebirgslandschaften, zwei alte Männer mit Bärten, Konstantinowka und verschiedene sehr starke Frauenköpfe.“

Alexej von Jawlensky (1864 – 1941)

Messalina, 1912

Innbegriff von Sinnlichkeit

Ausschließlich weich fließende, geschwungene Linienverläufe prägen das Bild der „Messalina“ mit ihrem sinnlichen Mund, den hellen Wangen und großen Augen. Jawlensky lag es fern, ein reales Porträt zu malen. Er war vielmehr von der auffälligen Erscheinung der Konstantinowka inspiriert worden, das Thema Sinnlichkeit durch rein künstlerische Mittel zu behandeln.

Alexej von Jawlensky (1864 – 1941)

Messalina, 1912

Leuchtende Vorbilder

Von schwarzen Konturen gehaltene, leuchtende Farbflächen bestimmen neben geometrischen Grundformen die Komposition. Vorbilder für diese vereinfachende Darstellung findet der Künstler in seiner intensiven Beschäftigung mit russischen Ikonen. Gemeinsam mit Gabriele Münter, Wassily Kandinsky und Marianne von Werefkin entdeckte er darüber hinaus in Murnau die oberbayrische Hinterglasmalerei.

Alexej von Jawlensky (1864 – 1941)

Messalina, 1912

Gesicht als Thema

Bis zu seinem Tod beschäftigte sich der russisch-deutsche Maler in seriellen Arbeiten mit dem Thema des Gesichts. In einem Brief an seinen Schweizer Sammler Karl Im Obersteg zählte der Künstler das Gemälde „Messalina“ zu den stärksten Arbeiten seiner frühen Jahre.