Öl auf strukturierter beidseitig kaschierter Pappe
53,6 x 49,6 cm
Alexej von Jawlensky
Copyright am Foto: Sammlung Deutsche Bank
Foto: Archiv Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser
Messalina, 1912
Maximale Präsenz
Typisch für seine Darstellung weiblicher Köpfe ist der verknappte Bildausschnitt. Das nahezu quadratische Format des Bildträgers scheint nicht auszureichen, um den voluminösen Kopf zu fassen. Vielmehr scheint die Darstellung das Format fast zu sprengen und verleiht dem Bild dadurch eine ikonenhafte Präsenz.
Messalina, 1912
Inspirationsquellen
Messalina war die dritte Ehefrau des
römischen Kaisers Claudius. Sie gilt als ausschweifend, intrigant und grausam. Ihr zu
Exzessen neigendes außereheliches Sexualleben führen letztlich zu ihrem Sturz und Tod 48 n.
Chr. Die Physiognomie des der Darstellung lässt vermuten, dass Katharina Konstantinowka den
Künstler zu diesem Porträt inspirierte. Sie war Malerin und Mitglied der Neuen
Künstlervereinigung München. Schon 1912 porträtierte er sie mehrfach in Tusche. In seinen
Lebenserinnerungen berichtete Jawlensky: „Im Sommer 1912 fuhren wir alle nach Oberstdorf und
blieben dort bis zum Dezember. [..] In Oberstdorf malte ich verschiedene
Gebirgslandschaften, zwei alte Männer mit Bärten, Konstantinowka und verschiedene sehr
starke Frauenköpfe.“
Messalina, 1912
Innbegriff von Sinnlichkeit
Ausschließlich weich fließende, geschwungene Linienverläufe prägen das Bild der „Messalina“ mit ihrem sinnlichen Mund, den hellen Wangen und großen Augen. Jawlensky lag es fern, ein reales Porträt zu malen. Er war vielmehr von der auffälligen Erscheinung der Konstantinowka inspiriert worden, das Thema Sinnlichkeit durch rein künstlerische Mittel zu behandeln.
Messalina, 1912
Leuchtende Vorbilder
Von schwarzen Konturen gehaltene, leuchtende Farbflächen bestimmen neben geometrischen Grundformen die Komposition. Vorbilder für diese vereinfachende Darstellung findet der Künstler in seiner intensiven Beschäftigung mit russischen Ikonen. Gemeinsam mit Gabriele Münter, Wassily Kandinsky und Marianne von Werefkin entdeckte er darüber hinaus in Murnau die oberbayrische Hinterglasmalerei.
Messalina, 1912
Gesicht als Thema
Bis zu seinem Tod beschäftigte sich der russisch-deutsche Maler in seriellen Arbeiten mit dem Thema des Gesichts. In einem Brief an seinen Schweizer Sammler Karl Im Obersteg zählte der Künstler das Gemälde „Messalina“ zu den stärksten Arbeiten seiner frühen Jahre.