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Carl Gustav Carus (1789 – 1869)

Blick auf Dresden bei Sonnenuntergang, 1822

Die Stadt bei Sonnenuntergang

Ein letztes helles Leuchten der untergehenden Sonne. Immer wieder hat dieses eindrucksvolle Naturereignis viele Künstler zu spektakulären Werken inspiriert. So auch den Arzt, Philosophen, Naturwissenschaftler und Künstler Carl Gustav Carus. Ab 1814 war Carus in Dresden als Professor für Geburtshilfe und Leiter des dortigen Entbindungsinstituts tätig. Neben seinen wissenschaftlichen Zeichnungen hinterließ er wunderbare grafische Arbeiten und Gemälde. Die freundschaftliche Beziehung zu Caspar David Friedrich beeinflusste die technische Umsetzung seiner Gemälde und zeitweilig auch die Auswahl seiner Motive. Dieses Bild entstand in jener Schaffensphase, in der sich beide Künstler eng verbunden fühlten.

Carl Gustav Carus (1789 – 1869)

Blick auf Dresden bei Sonnenuntergang, 1822

Eine unverwechselbare Silhouette

Das Bild zeigt eine besonders reizvolle Sicht auf Dresden. Vom Hügel aus, über die Elbe hinweg, führt der Blick zu dem im leichten Dunstschleier versunkenen Horizont und dem darüber leuchtenden Abendhimmel. Hinter der Anhöhe wird die frei komponierte Silhouette einer Stadt sichtbar, die einige Dresdner Türme wiedererkennen lässt. Durch die große Kuppel mit der markanten Laterne gut erkennbar: die 1743 von George Bähr erbaute Frauenkirche. Die Türme vom Schloss, dem Ständehaus, der Katholischen Hofkirche, der Sophienkirche und der Kreuzkirche sind in stilisierter Form erfasst und dem überwältigenden Naturerlebnis untergeordnet.

Carl Gustav Carus (1789 – 1869)

Blick auf Dresden bei Sonnenuntergang, 1822

Ein inniges Paar

Im Anblick der Natur versunkene Paare finden wir nicht nur bei Carl Gustav Carus. Auch Zeitgenossen wie Caspar David Friedrich haben sich diesem ausdrucksstarken Thema gewidmet. Womöglich hat der Künstler sich selbst hier mit seiner Gattin in stiller Betrachtung der Natur gemalt. Zeichnungen des Künstlers zeigen in ähnlicher Position eine junge Frau, die seine Gattin Karoline oder seine Tochter Sophie Charlotte sein könnten.

Carl Gustav Carus (1789 – 1869)

Blick auf Dresden bei Sonnenuntergang, 1822

Ein lohnenswerter Weg

Zwischen blühenden Wiesenkräutern führt ein schmaler Weg auf den Hügel. Seine Wanderungen und Reisen hat Carl Gustav Carus immer wieder in seinen Werken festgehalten. Gemeinsame Touren mit den Freunden Caspar David Friedrich, Julius Dietz oder Christian Daniel Rauch hinterließen wertvolle Eindrücke. So finden sich in seinem malerischen und grafischen Schaffen Darstellungen von Wegen über die Insel Rügen, vertrauten Pfaden in der heimatlichen Umgebung Dresdens, engen Durchlässen und großartigen Ausblicken in der Sächsischen Schweiz oder dem Riesengebirge, belebten Gassen in Italien, steilen Pässen in den Alpen und unbekannten Stegen in Schottland.

Carl Gustav Carus (1789 – 1869)

Blick auf Dresden bei Sonnenuntergang, 1822

Wolken als Naturphänomen

Die im Gemälde erfasste Einzigartigkeit des Sonnenuntergangs macht dieses Gemälde so besonders. Für den Naturforscher und Arzt Carl Gustav Carus dürfte der wissenschaftliche Aspekt bei der Erfassung eines spektakulären Wolkenbildes eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. Sein Studium der Medizin an der Universität in Leipzig, schloss philosophische, psychologische und naturwissenschaftliche Vorlesungen ein. Die Meteorologie war noch jung. Doch Informationen über Wetteraufzeichnungen und klimatische Ereignisse wie Vulkantätigkeiten sowie damit verbundene geologische Phänomene stießen auf großes Interesse bei den Künstlern der Romantik.