Holzschnitt auf rötlichem Papier
30,5 x 18,9 cm; 31 x 19,1 cm
Copyright am Werk: : VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Copyright am Foto: bpk/Kunstsammlungen Chemnitz
Foto: Laszló Tóth
Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919
Der Turm mit dem Strahlenkranz
Walter Gropius berief Feininger 1919 als ersten Meister an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Sein wohl bekanntester Holzschnitt zierte als symbolisches Emblem das Bauhausmanifest. Es war seine erste Arbeit für das Bauhaus. Dargestellt ist eine von Lichtbahnen umgebene Kathedrale, deren drei Türme von Sternen bekrönt sind. Sie versinnbildlichen die Idee des Bauhauses, dass Malerei, Skulptur und Architektur aufs Engste verknüpft sind.
Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919
Die Kathedrale der Zukunft
Das Motiv der Kathedrale wählte Feininger in Anlehnung an den kollektiven Geist der mittelalterlichen Bauhütten. Die gotische Architektur mit den dominanten Strahlen- und Dreiecksformen ist streng symmetrisch komponiert. Das hochrechteckige Format unterstützt die suggestive Bildwirkung seiner „Kathedrale der Zukunft“.
Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919
Japanpapier als ideale Grundlage
Feininger wählte die Papiere für seine Grafiken mit größter Sorgfalt aus. Die schwarze Druckfarbe auf rötlichem Grund unterstreicht die Wirkung der kristallinen Architektur enorm. In einem Brief an seine Frau Julia schrieb er im Juni 1919: „Gestern habe ich je 10 Bogen großes und kleines Japanpapier hier erstanden. Teuer, aber wunderschön, und werde von jetzt ab anständige Drucke machen können.“
Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919
Eine spannungsvolle Unruhe
Der Künstler reduzierte die zu druckenden Partien auf ein Minimum. Es bleiben nur noch dünne Holzstege, mit denen er fast zeichnungshaft eine Situation beschrieb und kaum flächenhafte Akzente setzte. Parallelstrukturen, Dreiecks- und Strahlenformen vermitteln eine spannungsvolle Unruhe. Diese Formensprache ist bestens geeignet, das sprachliche Pathos des Bauhaus-Programms künstlerisch umzusetzen.