Chem Lyonelfeininger Kathedralegrosser Stock Minimum

Lyonel Feininger (1871 – 1956)

Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919

Der Turm mit dem Strahlenkranz

Walter Gropius berief Feininger 1919 als ersten Meister an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Sein wohl bekanntester Holzschnitt zierte als symbolisches Emblem das Bauhausmanifest. Es war seine erste Arbeit für das Bauhaus. Dargestellt ist eine von Lichtbahnen umgebene Kathedrale, deren drei Türme von Sternen bekrönt sind. Sie versinnbildlichen die Idee des Bauhauses, dass Malerei, Skulptur und Architektur aufs Engste verknüpft sind.

Lyonel Feininger (1871 – 1956)

Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919

Die Kathedrale der Zukunft

Das Motiv der Kathedrale wählte Feininger in Anlehnung an den kollektiven Geist der mittelalterlichen Bauhütten. Die gotische Architektur mit den dominanten Strahlen- und Dreiecksformen ist streng symmetrisch komponiert. Das hochrechteckige Format unterstützt die suggestive Bildwirkung seiner „Kathedrale der Zukunft“.

Lyonel Feininger (1871 – 1956)

Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919

Japanpapier als ideale Grundlage

Feininger wählte die Papiere für seine Grafiken mit größter Sorgfalt aus. Die schwarze Druckfarbe auf rötlichem Grund unterstreicht die Wirkung der kristallinen Architektur enorm. In einem Brief an seine Frau Julia schrieb er im Juni 1919: „Gestern habe ich je 10 Bogen großes und kleines Japanpapier hier erstanden. Teuer, aber wunderschön, und werde von jetzt ab anständige Drucke machen können.“

Lyonel Feininger (1871 – 1956)

Kathedrale (grosser Stock), Titelblatt für das Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919

Eine spannungsvolle Unruhe

Der Künstler reduzierte die zu druckenden Partien auf ein Minimum. Es bleiben nur noch dünne Holzstege, mit denen er fast zeichnungshaft eine Situation beschrieb und kaum flächenhafte Akzente setzte. Parallelstrukturen, Dreiecks- und Strahlenformen vermitteln eine spannungsvolle Unruhe. Diese Formensprache ist bestens geeignet, das sprachliche Pathos des Bauhaus-Programms künstlerisch umzusetzen.