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Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Le Rodeur

Die britische Künstlerin mit afrikanischen Wurzeln erhält 2017 als erste Schwarze den renommierten Turner Prize. Alle ihre Werke kreisen um ihren Kampf für die Repräsentation von Schwarzen in der Kunst. Sie sei eine kulturelle Aktivistin und Malerin, sagt Himid über sich selbst. Ihr politischer Einsatz ist Teil ihrer Kunst.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Black Art Bewegung

Himid gründet in den achtziger Jahren die britische Black Art Bewegung mit. Wie in allen ihren Werken so thematisiert sie auch in „Le Rodeur“ Rassismus und die Rolle der Schwarzen in der Geschichte westlicher Gesellschaften bis heute. Dazu gehört auch der Sklavenhandel, den viele Staaten damals in den ehemaligen Kolonialgebieten betreiben.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Grau in Grau

Die Fenster, offensichtlich die eines Schiffes, öffnen sich auf eine Wasserlandschaft, die ebenso wie der Himmel grau in grau gehalten ist. Für Himid stehen die verschiedenen Grautöne für ihre Heimat Großbritannien. Dagegen setzt sie leuchtende, kräftige Farben, die eher von der Wärme ihrer afrikanischen Heimat Tansania künden.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Boten vergangener Zeiten?

Die Kleidung des einen Mannes ist leuchtend weiß, so wie das Tischtuch, das im Raum zu schweben scheint. Und warum trägt der zweite Mann eine bunte Uniform, wie aus einem historischen Seefahrerfilm entsprungen? Versuchen die beiden, sich ihrer wahrscheinlich von Weißen dominierten Umgebung anzupassen? Oder sind es Boten vergangener Zeiten, als westliche Kolonialmächte die Weltmeere dominierten?

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Das Schiff

Oft verwendet Himid das Schiff als Symbol: es gibt ihren Figuren Heimat, versetzt sie aber auch ständig in Bewegung. Der Titel „Le Rodeur“ heißt übersetzt: „Der Herumtreiber“. „The Cabin“ kann die Fahrgastkabine des Schiffes sein, aber zugleich auch mit „Hütte“ übersetzt werden. Es könnte eine Anspielung auf den Roman „Onkel Toms Hütte“ (engl. Uncle Tom’s Cabin) von Harriet Beecher Stowe sein, der das Schicksal afroamerikanischer Sklaven Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA schildert.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Tischlein deck‘ dich

Der Tisch ist für zwei Personen gedeckt. Ob sich die beiden Anwesenden dort niederlassen werden, bleibt fraglich. Sie scheinen durch ihre steife Haltung und ihre Tätigkeiten eher zum Dienstpersonal zu gehören: Der eine serviert die Speisen, der andere sorgt für die musikalische Begleitung. Beide wirken wie aus der Zeit gefallen und scheinen im Raum zu schweben.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Afrikanische Ornamente

Himid zitiert bei Kostümen und Mobiliar aus dem Repertoire der einstigen See- und Kolonialmächte, die mit Sklavenhandel zu Reichtum kommen. Die Ornamente am linken und rechten Bildrand setzt sie als Kontrast dagegen: sie stehen für die afrikanische Kultur, wie sie etwa im Textilhandwerk der tansanischen Kanga-Malerei zum Ausdruck kommt.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Kulissenhaft

Die Figuren sind inszeniert wie auf einer Bühne. „Es kanalisiert den Wunsch, Kunst im Raum zu haben, und nicht entfernt und gerahmt innerhalb eines Rechtecks“, sagt Lubaina Himid. Sie studiert in den 1970er Jahren Theaterdesign, ihre künstlerischen Anfänge hat sie auf der Bühne – daher vermutlich ihr Interesse an räumlichen Inszenierungen.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Schreckliches Geschehen

Es ist die Geschichte des französischen Sklavenschiffs „Le Rodeur“: 1819 legt es mit 160 in die Sklaverei gezwungenen Menschen in der westafrikanischen Stadt Bonny ab. Das Ziel ist Guadeloupe. Nach zwei Wochen breitet sich eine Krankheit aus, die dazu führt, dass nach und nach erst die Sklaven, dann die Crewmitglieder erblinden. 36 Sklaven werden über Bord geworfen, wohl um weitere Ansteckungen zu verhindern.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Serie von Werken

Himid widmet dieser Geschichte vier Gemälde: „The Cabin“ schließt die Serie ab. Die grausigen Geschehnisse sind nicht abgebildet, aber in den düsteren Flächen und Farben angedeutet: im roten Boden der Schiffskabine, dem grauen Meer, dem wolkenverhangenen Himmel. Die solidarische Verbundenheit der beiden Personen fällt umso stärker auf.

Lubaina Himid (1954)

Le Rodeur: The Cabin, 2017

Warm und liebevoll

„In diesem Moment wird ihnen bewusst, was sie retten kann“, sagt Himid: „Ein warmes und liebevolles Füreinander-Einstehen.“ Das Bild solidarischer Zuwendung ist durchaus als Aufruf gemeint. Denn jedes Historiengemälde, so Himid, „handelt von denen, die es betrachten“.