100 × 70 cm
Öl auf Leinwand
Copyright Werk: VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Copyright Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe
In weit mehr als hundert Gemälden, Zeichnungen und Grafiken hat sich Max Beckmann selbst festgehalten. Oft zeigt er sich als erfolgreichen, selbstbewussten Künstler – nicht aber in diesem Selbstbildnis von 1934.
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Entlassen und verfemt
Beckmann malt sich mit leeren Händen, ohne Pinsel oder Stift. Das Jahr 1933 ist für ihn ein Wendepunkt: nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten werden seine Gemälde als „entartete Kunst“ verfemt. Nur wenige Monate nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler verliert er seine Professur an der Städelschen Kunstgewerbeschule in Frankfurt. Er zieht nach Berlin, wo er hofft, unerkannt weiterarbeiten zu können. Dort entsteht sein Selbstbildnis.
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Keine Zukunft
Beckmann blickt enttäuscht und zugleich trotzig ins Nichts. Seine Werke werden nach und nach aus öffentlichen Sammlungen entfernt. Er macht sich keine Illusionen über seine Zukunft als Maler in Nazi-Deutschland. Und richtig: als er drei Jahre später die Eröffnungsrede Hitlers zur Münchener Ausstellung „Entartete Kunst“ im Radio hört, beschließt er, ins Exil nach Amsterdam zu gehen.
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Leger gekleidet
Im Vergleich zu früheren Selbstporträts des Künstlers fällt am „Selbstbildnis mit schwarzer Kappe“ der eher private, beinahe häusliche Charakter der Darstellung auf. Beckmann scheint einen Hausmantel zu tragen, der locker fällt. Die Kleidung unterstreicht seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit.
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Trotz allem erfolgreich
Auch wenn die Künstlerinnen und Künstler der Moderne durch die NS-Kulturpolitik zunehmend unter Druck geraten, ist es Beckmann möglich, weiterhin Werke im In- und Ausland zu verkaufen. Sein Selbstbildnis ziert lange das eleganten Ambiente der Berliner Wohnung des Sammlerpaares Georg von Schnitzler und Lilly von Schnitzler-Mallinckrodt.
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Der Sammler
Georg von Schnitzler ist von 1926 bis zum Kriegsende Vorstandsmitglied des Chemiekonzerns I.G. Farben, der den Wahlkampf der NSDAP finanziell unterstützt. Im I.G.-Farben-Prozess wird Schnitzler 1948 durch ein US-Militärgericht zu fünf Jahren Gefängnishaft verurteilt, jedoch bereits ein Jahr später wieder entlassen.
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Gute Bekannte
Georg von Schnitzler und Lilly von Schnitzler-Mallinckrodt, beide in Köln geboren, erwerben während ihrer langjährigen Bekanntschaft mit Beckmann zwanzig seiner Werke. Das erste kaufen sie schon 1922. Auch als Beckmann 1937 ins Exil nach Amsterdam und später nach New York geht, bleiben sie ihm treu. Die Auswahl trifft Schnitzlers Frau Lilly, oft im Dialog mit dem Künstler.
Selbstbildnis mit schwarzer Kappe, 1934
Großzügige Stifter
1950 stirbt der Künstler in New York. Sieben Jahre später stiftet das Ehepaar zehn Beckmann-Werke dem Kölner Wallraff-Richartz-Museum. Sie fühlen sich verpflichtet, Teile ihrer Sammlung wieder öffentlich zugänglich zu machen. 1976 kommen die Werke zusammen mit der Sammlung des 20. Jahrhunderts in das neu gegründete Museum Ludwig.