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Max Ernst (1891 - 1976)

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, 1926

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen

Das farbenfrohe Gemälde mit schlagkräftigem Inhalt gehört zu den figürlichen Darstellungen Max Ernsts. Sie bilden die Brücke zwischen seinen Dada-Collagen der Anfangszeit seines künstlerischen Schaffens und den späteren, abstrakt-surrealen Kompositionen.

Max Ernst (1891 - 1976)

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, 1926

Aus der Rolle gefallen

Das traditionsreiche, katholische Motiv der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind - ein Klassiker der Kunstgeschichte. Doch Max Ernst verwandelt es, hebt es auf eine surrealistische Ebene: die heilige Jungfrau Maria fällt aus der Rolle und schlägt ihren Sohn. Ein profaner, empörender Akt. Mit seiner Lust an der antibürgerlichen Provokation erregt Max Ernst schon seit 1918 Aufsehen. Doch seine strafende Gottesmutter fordert explizit die Kirche heraus.

Max Ernst (1891 - 1976)

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, 1926

Kunstgeschichte umgedeutet

Max Ernst zitiert klar Madonnenbilder der Italienischen Renaissance, sogar in der Farbgebung: das kräftige Rot des Kleides, die blaue Schärpe. Aber auch das klassische Motiv des von der Göttin Venus gezüchtigten Knaben Amor, der seine Pfeile auf Liebende abschießt und ihrer Meinung nach allzu quälenden Gebrauch von seinen Waffen macht.

Max Ernst (1891 - 1976)

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, 1926

Berühmtes Vorbild

Koeln Zumaxernst Michaelangelo Fresko

Es werden aber auch Bezüge zu einem Deckenfresko Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle vermutet: dort ähnelt die Haltung einer der nackten Rahmenfiguren, ein kräftiger Jüngling, der der schlagenden Maria.

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Max Ernst (1891 - 1976)

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, 1926

Zorn der Kirche

Das Bild zieht in den ersten Jahren seiner Präsentation Zorn auf sich: in Paris demonstrieren 1926 katholische Künstler, und in Köln lässt der Erzbischof das Bild aus der Ausstellung entfernen. Gottes Sohn, hingestreckt unter der zum Schlag ausholenden Hand seiner Mutter – sein Hinterteil färbt sich bereits rot! Heute verstehen die meisten Betrachter das Bild nicht mehr als blasphemisch, sondern als lebensnah und humorvoll.

Max Ernst (1891 - 1976)

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, 1926

Am Boden

Entsetzt und starr vor Schreck schaut das Jesuskind seinem herabfallenden Heiligenschein hinterher. Dieser rahmt nun die Signatur des Künstlers, der sich damit selbst adelt.

Max Ernst (1891 - 1976)

Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, 1926

Papst der Surrealisten

Die Anregung zu der provokanten Darstellung kommt vom antikirchlich eingestellten „Papst“ der Surrealisten, dem französischen Wortführer der Bewegung, André Breton. Gemeinsam mit dem Dichter Paul Éluard auf der linken Seite und Max Ernst in der Mitte schaut er durch das Fenster: ein teilnahmsloser Zeuge des brutalen Geschehens.