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Otto Dix (1891 - 1969)

Bildnis Doktor Hans Koch, 1921

Bildnis Doktor Hans Koch

Wer sich von Otto Dix porträtieren lässt, weiß, dass der Künstler auf jegliche Idealisierung verzichtet und Gesichtszüge überzeichnet. Den Arzt Hans Koch malt Dix im Jahr 1922, kurz nach seiner Übersiedlung von Dresden nach Düsseldorf.

Otto Dix (1891 - 1969)

Bildnis Doktor Hans Koch, 1921

Tatendurstig

Mit hochgekrempelten Ärmeln hält der Düsseldorfer Urologe und Dermatologe in seiner Praxis dem Betrachter eine Spritze und einen Katheter entgegen – seine alltäglichen Werkzeuge. Wer zu ihm kommt, weiß, was ihn erwartet: eine unangenehme ärztliche Untersuchung.

Otto Dix (1891 - 1969)

Bildnis Doktor Hans Koch, 1921

Ein Folterknecht?

Schräg hinter dem Doktor steht der unbesetzte Untersuchungsstuhl. Er scheint ein Eigenleben zu haben, wirkt beweglich, streckt sich dem Betrachter entgegen. Utensilien auf einem Tisch im Vordergrund verstärken den furchteinflößenden Eindruck. Bis ins Detail gibt Dix die Materialien und Texturen wieder. Der Arzt erscheint inmitten seines martialisch wirkenden Apparats an medizinischen Geräten geradezu wie ein Folterknecht.

Otto Dix (1891 - 1969)

Bildnis Doktor Hans Koch, 1921

Moderne Medizin

Unrasiert und mit vernarbten Schmissen im fahlen Gesicht starrt Dr. Koch durch einen Kneifer aus dem Bild heraus. Patienten können sich in dieser Praxis nicht willkommen fühlen, so scheint es, denn in seiner geschundenen Körperlichkeit wirkt der Arzt selbst wie ein Opfer moderner Medizin.

Otto Dix (1891 - 1969)

Bildnis Doktor Hans Koch, 1921

Fahles Interieur

Zur Steigerung des Ausdrucks nutzt Dix nicht nur die Form. „Jeder Mensch hat seine ganz spezielle Farbe, die sich auf das ganze Bild auswirkt,“ sagt er. Das Gesicht von Hans Koch hat einen fahlen Ton von Eierschalen – eben dieser Farbton bestimmt das gesamte Interieur der Praxis: er findet sich am Arztkittel und in den Wandfliesen wieder, aber auch in der Reflexion des Stahlbestecks und an der Spritze, deren Glanz mit einer Applikation von Alufolie noch überhöht ist.

Otto Dix (1891 - 1969)

Bildnis Doktor Hans Koch, 1921

Familienbande

Noch im selben Jahr verkauft Koch das Gemälde: natürlich mag er nicht, wie Dix ihn darstellt. Über die Galerie Nierendorf geht es an Josef Haubrich – das erste Ölgemälde seiner Sammlung. 1923 heiratet Otto Dix die frühere Frau von Hans Koch. Ihr „Bildnis Frau Martha Dix“ gehört ebenfalls zur Sammlung des Museum Ludwig. Koch wiederum geht mit Marthas Schwester eine Ehe ein und bleibt Otto Dix auch verwandtschaftlich eng verbunden.