Yves Klein (1928-1962)
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Trockenes Pigment und Kunstharz auf Papier
Papier auf Leinwand, 194 × 127 cm
Museum Ludwig
Copyright Werk: The Estate of Yves Klein/ VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Copyright Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Anthropométrie
Ein tiefes sattes Ultramarinblau. Bei dem Gedanken an Yves Kleins Lebenswerk ist es diese intensive, mystisch anmutende Farbe, die einem sofort in den Sinn kommt.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Eigener Blauton
Es ist das berühmte „Yves Klein Blau“, abgekürzt I.K.B., was für „International Klein Blue“ steht. Mehr als ein Jahr experimentiert der Künstler mit einem befreundeten Chemiker in Paris: es geht darum, die blauen Farbpigmente so auf der Leinwand zu fixieren, dass kein Glanz, sondern eine samtig anmutende Oberfläche entsteht. Das Verfahren lässt er sich patentieren.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Schlüsselerlebnis
Ein Schlüsselerlebnis zur Entwicklung seines eigenen Blautons hat Yves Klein, als er im Alter von achtzehn Jahren am Strand von Nizza in den Himmel blickt: er erscheint ihm als endloses Farbenfeld, das er nur noch signieren muss.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Kunsthistorische Ikone
Yves Klein gehört zu den Gründern der Gruppe der Nouveaux Réalistes. Dabei ist Realismus seine Sache nicht, er will nicht nur die Wirklichkeit abbilden. In vielen seiner Werke beschwört er vielmehr die Macht des Zufalls, so auch in „Anthropométrie: ANT 130“. Es gehört zu den kunsthistorischen Ikonen der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Der weibliche Akt
Yves Klein bestreicht nackte Frauen mit Farbe, dann gibt er ihnen Anweisungen, wie sie ihre Körper als „lebende Pinsel“ auf Papierbahnen an der Wand oder auf dem Boden abdrücken sollen. So entsteht ein Aktbild von unmittelbarer Körperlichkeit. In der Sammlung befindet sich mit „Anthropométrie: ANT 130“ eines der prägnantesten Werke dieser Art.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Feierliche Zeremonie
Der Maler inszeniert den malerischen Akt als feierliche Zeremonie, oft vor Publikum und mit Musikbegleitung. In einer Art Verwandlung werden der weibliche Körper und seine Bewegungen zu etwas Flüchtigem und Geistigem, zu einem irritierendem Abdruck in reinstem leuchtendem Blau.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Unsichtbares sichtbar machen
Yves Klein strebt mit diesen Werken das „Immaterielle“ an, das über greifbare Körperlichkeit und damit über die Wirklichkeit hinausgeht. In seinem Blauton erkennt der Künstler das „sichtbar werdende Unsichtbare“. Klein vollzieht den Übergang von der Skulptur zur Malerei und nimmt die spätere Performance-Kunst vorweg – er gibt dem Medium neuen Sinn.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Körpermaße
Der französische Kunstkritiker Pierre Restany ruft beim Anblick der Werke spontan und begeistert aus: „Das sind die Anthropometrien der Blauen Epoche!“ So kommt es zum Titel des Werks. Anthropometrie meint die Lehre der Ermittlung und Anwendung der Maße des menschlichen Körpers.
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Faszination
Yves Klein notiert im Jahr 1958 über seine Kunstaktionen: „Sehr schnell wusste ich, dass der Block des Körpers, das heißt, der Rumpf und ein Teil der Schenkel mich faszinierten.“
Untitled Anthropométrie (ANT 130), 1960
Blaue Epoche
Ab 1955 arbeitet Klein nur noch mit seinem Blauton I.K.B. Die „Blaue Epoche“ ist die prägende Spätphase des Künstlers. Yves Klein stirbt im Juni 1962 im Alter von nur 34 Jahren an einem Herzinfarkt, wenige Monate nach der Heirat mit der deutschen Künstlerin Rotraut Uecker. Sein Sohn kommt zwei Monate nach dem Tod des Vaters zur Welt.