Öl auf Leinwand
65 x 79 cm
Copyright am Werk: Klassik Stiftung Weimar
Copyright Foto: Klassik Stiftung Weimar
Foto: Dreßler, Roland; im Auftrag der KSW angefertigt
Kuh mit Kalb im Stall, um 1890
Stall als Atelier
Das Gemälde weist trotz seines Motivs auffallend leuchtende Farben auf und ist zügig und locker gemalt. Vor allem der auf dem Boden liegende Strohhaufen ist in breiten bewegten Pinselzügen angelegt. Mikroskopische Untersuchungen des Farbauftrags und des Gewebes haben ergeben, dass Tooby die Farbe ohne Grundierung direkt auf die Leinwand aufgetragen und in einem Zug ohne nachträgliche Bearbeitung gemalt hat. Am oberen Spannrand und auf der Rückseite des Bildes konnten Strohhalmpartikel und feinste Federchen eines Vogels nachgewiesen werden. Dies bedeutet, dass Tooby dieses Bild tatsächlich innerhalb einer einzigen Arbeitsphase in einem Stall gemalt hat.
Kuh mit Kalb im Stall, um 1890
Faszination Tier
Nach einer Banklehre hatte Tooby zunächst ab 1883 ein Malereistudium an der Dresdner Akademie begonnen und war 1888 an die Weimarer Kunstschule gewechselt. Hier studierte er ein Jahr lang gezielt Tiermalerei bei Albert Brendel. Dieser gehörte zu den renommiertesten Tiermalern der Zeit. Wie kaum ein anderer deutscher Künstler war er regelmäßig nach Barbizon gereist, wo er Kontakte zu den wichtigen französischen Tiermalern Constant Troyon und Charles Emile Jacque hatte.
Kuh mit Kalb im Stall, um 1890
Mit Nasenklammer am Objekt
Albert Brendel ist es zu verdanken, dass in seiner Zeit als Direktor der Kunstschule 1885 ein moderner Glaspavillon errichtet wurde, in dem vor allem die Tiermaler unter optimalen Lichtbedingungen und geschützt vor widrigem Wetter ihre Studienobjekte malen konnten wie in der Natur. Es gab auch einen kleinen Stall für Kleintiere, die dort für Studienzwecke gehalten wurden. Dass Tiermaler einiges an Geruchsbelästigung auszuhalten hatten, beispielsweise bei den populären Jagdstillleben, berichten Zeitzeugen.
Kuh mit Kalb im Stall, um 1890
Vom Banker zum Künstler
Als in London geborener Engländer, dessen Karriere als Bankkaufmann vorgezeichnet schien, gehörte Tooby zu einer kleinen Gruppe von ausländischen Studenten an der Weimarer Kunstschule. Obwohl er zeitweilig nach London zurückkehrte, ließ er sich ab 1893 in Dachau nieder, dessen Künstlerkolonie er von München aus erkundet hatte. Um 1900 wurde er auch Mitglied der Münchner Sezession.