Weim Christianrohlfs Gedeckteilmbruecke Minimum

Christian Rohlfs (1849 - 1938)

Die gedeckte Ilmbrücke in Buchfart bei Weimar, 1889

Realistisch und fremd

Dargestellt ist die auch heute noch existierende gedeckte Holzbrücke über die Ilm in Buchfart bei Weimar von 1816-18. Zentral ist hier die Oberflächentextur einer fast zwei Meter langen, nahezu monochromen, grauen Bretterwand der Brücke, die das Gemälde dominiert. Dem unspektakulären Motiv verleiht der Künstler durch seine bewegte Spachtel- und Pinseltechnik eine beeindruckende Präsenz. In seiner spröden Radikalität ein Programmbild in ungewöhnlich großem Format, mit dem Rohlfs sehr früh den neuen Anspruch der Landschaftsmalerei gegenüber der Historienmalerei deutlich machte.

Christian Rohlfs (1849 - 1938)

Die gedeckte Ilmbrücke in Buchfart bei Weimar, 1889

Landschaft und Probebühne

Die Ilm fließt durch das idyllisch gelegene Mittlere Ilmtal bei Buchfart, bevor sie die Klassikerstadt Weimar erreicht. Es handelt sich hier um eine alte Furt durch die Ilm, die dem Ort auch den Namen gab. Die Umgebung der Ilm ist ein beliebtes Motiv der Weimarer Kunstschüler Anfang des letzten Jahrhunderts.

Christian Rohlfs (1849 - 1938)

Die gedeckte Ilmbrücke in Buchfart bei Weimar, 1889

Eingeschränkt und weitsichtig

Christian Rohlfs, der bis 1884 an der dortigen Kunstschule studierte, war infolge einer Amputation seines rechten Beins in seinem Bewegungsradius ziemlich eingeschränkt, dennoch hielt er sich häufig in den Sommermonaten gemeinsam mit Künstlerfreunden auf Motivsuche im nahegelegenen Hetschburg auf. Als jüngster Sohn einer holsteinischen Bauernfamilie hatte Rohlfs sich schon als 15-Jähriger bei einem Sturz vom Baum derartig schwer verletzt, dass er zwei Jahre bettlägerig war. Auch während seines Weimarer Studiums ab 1870 litt er unter einer chronischen Knochenmarkentzündung, so dass ihm schließlich 1873 das rechte Bein abgenommen werden musste.

Christian Rohlfs (1849 - 1938)

Die gedeckte Ilmbrücke in Buchfart bei Weimar, 1889

Kleiner Alltag - große Struktur

Auffällig ist die eher beiläufige Darstellung der Figurengruppe im Fluss: ein Pferd wird von einem Knecht gestriegelt, während der Reiter das Pferd an der Leine hält. Die Gruppe wirkt sehr klein gegenüber der monumentalen Größe der gedeckten Brücke. Rohlfs hält hier eine alltägliche Szene detailreich fest, wie sie an der Ilm im Umland Weimars häufiger vorkam. Auch von seinem Lehrer Albert Brendel existiert ein kleinformatiges Gemälde „Kuhschwemme“ (um 1889), das eine Bäuerin mit vier braun-bunten Kühen an einer solchen Furt bei der Oberweimarer Brücke zeigt.

Christian Rohlfs (1849 - 1938)

Die gedeckte Ilmbrücke in Buchfart bei Weimar, 1889

Entdeckung der Freilichtmalerei

Neben der Darstellung der Brücke richtet Rohlfs sein Augenmerk auch auf die plastische Wiedergabe der Kieselsteine am Ufer und im Bett des flach fließenden Flusses. Nachdem er ab Herbst 1870 zunächst mit dem Studium der Historienmalerei an der Weimarer Kunstschule begonnen hatte, wandte er sich erst ab Anfang der 1880er Jahre dem Landschaftsfach zu, nicht zuletzt angeregt durch das Vorbild von Karl Buchholz. Zusammen mit Paul Baum, Carl Arp und Ludwig von Gleichen-Russwurm bildete Rohlfs den Kern einer offenen Gruppe von Freilichtmalern, der eigentlichen Weimarer Malerschule.