Weim Friedrichpreller Odyssee Minimum

Ernst Christian Johann Friedrich d. Ä. Preller (1804 - 1878)

Bilder zur Odyssee, 1860/61

Antikensehnsucht

1858 stellte der spätklassizistische Weimarer Hofmaler Friedrich Preller auf der Großen Deutschen Kunstaustellung in München einen Odyssee-Zyklus mit 14 Motiven als Zeichnungen aus. Bereits wenige Monate später beauftragte Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach den Maler mit der Umsetzung der Zeichnungen als Wandbilder. Die 16 Hauptbilder bestechen durch eine detailreiche Darstellung der mediterranen Landschaft. Preller entwickelt hier einen Spannungsbogen der Irrfahrten des Odysseus nach dem Homerischen Epos.

Ernst Christian Johann Friedrich d. Ä. Preller (1804 - 1878)

Bilder zur Odyssee, 1860/61

Erhoben von alter Größe

Auf dem achten Hauptbild stellt Preller die dramatische Szene dar, in der Odysseus auf seiner Irrfahrt auf die Sirenen trifft, die bei Homer als göttliche Mischwesen aus Vogel- und Mädchenleibern beschrieben werden. Die Sirenen locken von ihrer Insel aus mit betörendem Gesang vorbeifahrende Seeleute an, um sie zu töten. Mit dem Rückgriff auf die antike Vergangenheit sollte sich im historistischen Sinne auch die Kunst der Gegenwart zu neuer Größe erheben.

Ernst Christian Johann Friedrich d. Ä. Preller (1804 - 1878)

Bilder zur Odyssee, 1860/61

Gerettet

Das heutige Museum Neues Weimar wurde Ende des 2. Weltkriegs durch Brandbomben beschädigt, dem ein jahrzehntelanger Verfall des Gebäudes folgte. Erst in den Nachwendejahren wurde die Ruine aufwendig rekonstruiert und zum Kulturstadtjahr Weimars 1999 wiedereröffnet. Während der rahmende dekorative Schmuck der Prellergalerie an Hand von Entwurfszeichnungen und historischen Fotografien rekonstruiert werden konnte, hatten die einzelnen Wandbilder im Depot des Schlossmuseums unbeschadet das 20. Jahrhundert überstanden und konnten wieder eingesetzt werden. Glücklicherweise hatte Preller sie in seinem Atelier auf speziell gefertigte, transportable Zementplatten in Wachsmalerei ausgeführt. Angesichts des fortschreitenden Verfalls in der Nachkriegszeit konnten sie daher 1947 in Sicherheit gebracht werden.

Ernst Christian Johann Friedrich d. Ä. Preller (1804 - 1878)

Bilder zur Odyssee, 1860/61

Odyssee des Museums

Auf seiner Studienreise nach Italien war Preller dem jungen böhmischen Architekten Josef Zitek begegnet, den er mit Zustimmung des Großherzogs um Entwürfe für eine Ausstellungshalle seiner Odysseebilder bat. Erst nach einigen Standortdebatten entstand die Idee zu einem repräsentativen Museum für die großherzoglichen Kunstsammlungen. So wurde 1869 das Großherzogliche Museum als einer der ersten öffentlichen Museumsbauten in Deutschland eröffnet. Für Zitek bildete es den Beginn seiner Karriere, denn es folgten weitere bedeutende Aufträge wie das Nationaltheater und das Rudolfinum in Prag.