Weim Hansolde Elisabethfoersternietzsche Minimum

Hans Olde (1855 - 1917)

Elisabeth Förster-Nietzsche, 1906

Zum 60igsten verjüngt

Als Direktor der Weimarer Kunstschule gehörte Hans Olde zu den gern gesehenen Gästen im Salon von Elisabeth Förster-Nietzsche. So lag es nahe, dass er den Auftrag vom Freundeskreises des Nietzsche-Archivs erhielt, dessen Leiterin aus Anlass ihres 60. Geburtstags am 10. Juli 1906 zu porträtieren. Der Künstler malte das Bildnis nach einer selbst gefertigten Fotografie. Während er sich bei allen Details im Wesentlichen an die Fotovorlage hält, wirkt das Gesicht der Porträtierten auffallend jünger.

Hans Olde (1855 - 1917)

Elisabeth Förster-Nietzsche, 1906

Marke Nietzsche

Nietzsche Radierung

Schon bei Oldes bekannter Porträtradierung ihres Bruders, die 1900 in der Kunstzeitschrift PAN erschienen ist, hat Elisabeth Förster-Nietzsche energisch eingegriffen und Korrekturen durchgesetzt, die einzig der Idealisierung des kranken Philosophen dienen. Tatsächlich will sie bereits mit der Verlegung des Nietzsche-Archivs von Naumburg nach Weimar ihren Bruder in die Nähe der Weimarer Klassiker rücken. Hier entwickelt sie das Archiv nicht nur zu einer zentralen Institution der Nietzsche-Forschung, indem sie als Herausgeberin und Zensorin seiner Schriften auftrat, sondern auch zu einem Kultort der Nietzsche-Verehrer. Unter ihrem Einfluss entstand die „Marke“ Nietzsche mit einem von Henry van de Velde geschaffenen Corporate Design und dem Image des Philosophen als Visionär und Propheten.

Hans Olde (1855 - 1917)

Elisabeth Förster-Nietzsche, 1906

Vorgabe Gartenidylle

Die Wahl des Motivs der weißen Gartenbank vor dem Hintergrund des frühlingshaften Gartens mit einem blühenden Strauch ist sicherlich auf einen Vorschlag von Elisabeth Förster-Nietzsche selbst zurückzuführen. Schon bei ihren Modellsitzungen Ende 1905 für ein weiteres Auftragsbildnis, das der norwegische Künstler Edvard Munch ausführen sollte, hatte sie sich ein ähnliches Ambiente gewünscht. Dies scheiterte an der winterlichen Jahreszeit und Munch malte sie schließlich in einem undefinierten Innenraum, was er später bedauerte.

Hans Olde (1855 - 1917)

Elisabeth Förster-Nietzsche, 1906

Künstlerkontakte

Olde fügte dem Bildnis als aufhellende Blickpunkte ein weißes Taschentuch aus geklöppelter Spitze und ein Lorgnon auf dem Schoß von Elisabeth Förster-Nietzsche hinzu, das sie zeitlebens an einer langen Silberkette trug. Sie hatte diese Kette um 1902-03 von Henry van de Velde erworben. Durch die Vermittlung von Harry Graf Kessler hatte sie den belgischen Architekten und Gestalter im April 1902 mit dem Umbau der historistischen Villa im Süden Weimars zum Nietzsche-Archivs beauftragt. Dies war der Beginn des Nietzsche-Archivs als zentralem Wirkungsort des Kulturprojekts eines Neuen Weimar.

Hans Olde (1855 - 1917)

Elisabeth Förster-Nietzsche, 1906

Im besten Kleid

Obwohl Elisabeth Förster-Nietzsche stets betonte, dass sie keinen Wert auf eigene Porträts legte, existieren doch einige fotografische Aufnahmen, die sie sowohl in den von van de Velde gestalteten Innenräumen als auch im Eingangsbereich des Archivs und im Garten zeigen. Es war ihr zum Beispiel auch wichtig, dass Olde sie in ihrem besten Kleid aus schwarzer Spitze malte, denn sie stellte es dem Künstler für Detailstudien zur Verfügung.