Weim Hansschmidt Grossherzogcarlalexander Minimum

Hans W. Schmidt (1859 - 1950)

Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach in der Eisengießerei Stieberitz in Apolda, 1889

Der Großherzog und die Künste

Der ab 1853 das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach regierende Carl Alexander tritt vor allem als Förderer der schönen Künste auf, in dem er nicht nur die Kunstschule 1860 in Weimar gründet, sondern ein paar Jahre später auch das Großherzogliche Museum, das heutige Museum Neues Weimar. Darüber hinaus engagiert Carl Alexander sich auch für die Förderung des regionalen Kunsthandwerks. So setzt er sich im Zeichen des Historismus für den Wiederaufbau der Wartburg ein.

Hans W. Schmidt (1859 - 1950)

Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach in der Eisengießerei Stieberitz in Apolda, 1889

Thüringisches Manchester

Dargestellt wird hier der Guss eines Zahnrades mit der Initiale CA des Großherzogs. Die Eisengießerei Stieberitz war eines der größten metallverarbeitenden Unternehmen in Thüringen, das Dampfmaschinen und -kessel sowie gusseiserne Wendeltreppen und Säulen herstellte. Apolda galt als „Thüringisches Manchester“. Tatsächlich hatte Carl Alexander frühzeitig die Notwendigkeit der technischen Entwicklung seines traditionell landwirtschaftlich geprägten Kleinstaats erkannt. Motor der Industrialisierung war der Ausbau der Eisenbahnstrecken, von dem neben Jena und Eisenach auch Apolda profitierte.

Hans W. Schmidt (1859 - 1950)

Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach in der Eisengießerei Stieberitz in Apolda, 1889

Der Großherzog und der Arbeiter

Der an der Weimarer Kunstschule ausgebildete Hans W. Schmidt zeigt sich in diesem Bild als zeitgenössischer Berichterstatter eines konkreten gesellschaftspolitischen Ereignisses. Er schildert mit bemerkenswerter Sachlichkeit das Aufeinandertreffen von konträren Gesellschaftsgruppen wie dem Großherzog in Begleitung eines Hofbeamten und dem Fabrikanten auf der einen Seite und dem Vorarbeiter mit seinen Arbeitern auf der anderen Seite. In der Kunst des wilhelminischen Kaiserreiches stellt Fabrikarbeit kein bildwürdiges Thema dar. Zu den Ausnahmen gehören Adolph Menzel mit seinem berühmten „Eisenwalzwerk“ von 1883 sowie Max Liebermann, dessen Realismus in den „Konservenmacherinnen“ (1879) den Unmut Kaiser Wilhelms II. auf sich zieht.

Hans W. Schmidt (1859 - 1950)

Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach in der Eisengießerei Stieberitz in Apolda, 1889

Liebe zum Detail

Das Bild besticht durch das genaue Auge des Künstlers für Details, die aus heutiger Sicht aufschlussreiche Einblicke geben in die Arbeitsrealität Ende des 19. Jahrhunderts. Neben den Maschinen und Werkzeugen sind auch verschiedene Tätigkeiten dargestellt sowie der gemeinsame Alltag und die Kleidung, die die jeweilige gesellschaftliche Stellung repräsentiert.