Weim Karlbuchholz Waldinneres Minimum

Karl Buchholz (1849 - 1889)

Waldinneres (Frühling im Webicht), um 1880

Waldeslust

Der mittig verlaufende Weg, der vom unteren Bildrand angeschnitten wird, zieht den Betrachter direkt in das Zentrum des Bildes. Der dargestellte lichte Buchenwald, ein ehemaliges barockes Jagdrevier mit einem zentralen Jagdstern, an dem sich die schnurgerade angelegten Wege treffen, liegt jenseits des klassischen Weimar auf dem Weg nach Schloss Tiefurt. Karl Buchholz, auf dem Ettersberg bei Weimar geboren, entdeckte diesen unspektakulären kleinen Wald, als künstlerisches Motiv. Künstlerfreunde wie Paul Baum und Christian Rohlfs folgten ihm.

Karl Buchholz (1849 - 1889)

Waldinneres (Frühling im Webicht), um 1880

Graue Schule

Die Vorliebe von Karl Buchholz für die Kargheit der Natur im Spätherbst und im Vorfrühling war prägend für die Künstler der Weimarer Malerschule, die wegen ihrer grau getönten realistischen Landschaftsbilder auch als „Graue Schule“ bezeichnet wurde. Besonders charakteristisch ist die betont zeichnerische Silhouettenwirkung des unbelaubten Astwerks der Bäume vor dem grauen Himmel, das sich in vielen Weimarer Bildern findet. Ohne direkt von den französischen Barbizon-Künstlern beeinflusst worden zu sein, zeigen die Waldansichten von Buchholz eine erstaunliche Nähe zu deren Werken.“ Doch während es Théodore Rousseau oder Díaz de la Peña um die Erfassung der urwüchsigen Kraft des alten Eichenwaldes von Fontainebleau ging, vermied Buchholz eher diese vitalen Momente.

Karl Buchholz (1849 - 1889)

Waldinneres (Frühling im Webicht), um 1880

Melancholische Romantik

Im Bildzentrum neigen sich die Zweige fast wie zu einem Waldesdom. Auch das verblassende Abendlicht und die triptychonartige Komposition unterstreichen die stille, weihevolle Stimmung. Hier wird deutlich, dass Buchholz ein Spätromantiker in der Nachfolge Caspar David Friedrichs ist, der in Weimar mit dem Gemälde „Huttens Grab“ kein Unbekannter war. Dennoch beinhalten die Waldszenen von Buchholz keine vergleichbare religiöse Thematik. Die Melancholie seiner späten grautonigen Vorfrühlings- und Herbstlandschaften ist Ausdruck eines Einzelgängers, der trotz einiger Erfolge früh aus dem Leben schied.

Karl Buchholz (1849 - 1889)

Waldinneres (Frühling im Webicht), um 1880

Sensibler Einzelgänger

Karl Buchholz entstammte einer wohlhabenden Bauernfamilie aus Schloßvippach bei Weimar, der zuerst eine handwerkliche Lehre als Anstreicher begann. Dank seines auffallenden zeichnerischen Talents konnte er 1871 in die Weimarer Kunstschule eintreten, wo er u.a. bei Theodor Hagen studierte. Wie bei keinem anderen Künstler der Weimarer Malerschule ist sein Werk durch eine tiefe Verbundenheit mit der heimatlichen Landschaft geprägt. Seine Einsendungen zu den bedeutenden Kunstausstellungen in Berlin und München wurden von der überregionalen Kritik anfänglich sehr gelobt, doch entwickelte er sich künstlerisch nicht in dem Maße weiter wie etwa Christian Rohlfs. Der Grund seines Freitodes ist bis heute ungeklärt.