
Ölfarben auf Pappe
66 x 46cm
Copyright am Werk: Klassik Stiftung Weimar (KSW)
Copyright Foto: Klassik Stiftung Weimar
Foto: Dreßler, Roland; im Auftrag der KSW angefertigt
Klompjes, 1887
Vorbild – die großen Meister
Wie der Künstler vermerkt, entstand das Bild 1887 während eines Aufenthalts in der niederländischen Stadt Leiden. Max Thedy war vier Jahre zuvor von München nach Weimar berufen worden. Hier unterrichtet er das Fach der Figuren- und Interieurmalerei fast dreißig Jahre lang bis 1910. Dabei orientiert er sich vor allem an der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, auf deren Spuren er einige Male in das Nachbarland reist.
Klompjes, 1887
Berühmte Lichtstimmung
Ausschnitthaft erkennt der Betrachter eine leere holländische Stube, die durch ein hochliegendes Seitenfenster, dessen unterer Teil mit Blendläden verschlossen ist, erhellt wird. Das Licht fällt in einer diagonalen Achse vom oberen linken Bildrand zum unteren rechten. In der Raumanlage erinnert dieses Interieur an berühmte holländische Vorbilder wie etwa von Jan Vermeer, Pieter de Hooch oder Gabriel Metsu, doch unterscheidet es sich durch den Verzicht auf Ausstattung und Akteure.
Klompjes, 1887
Verklärte Vergangenheit
Die Lichtführung lenkt den Blick auf das Paar Holzschuhe, das auf dem Holzboden steht. Es wirkt, wie eben von seinem Besitzer verlassen. Das Bild gibt keinen weiteren Hinweis auf diese Person. Anders als etwa in Vincent van Goghs expressiv-gesteigertem „Schuhe“-Stillleben von 1887/88 (Rijksmuseum Vincent van Gogh, Amsterdam), das auf eindringliche Weise das Alter und die Abgenutztheit der dargestellten Stiefel hervorhebt, stehen Thedys „Klompjes“ als poetisch-verklärte Symbole für eine vergangene Zeit.
Klompjes, 1887
Fast abstrakt
Im Mittelpunkt des Bildes steht keine erzählerische Szene, sondern eine Wand. Damit unterläuft Thedy auf sehr moderne Weise die Erwartungen des Betrachters. Gleichzeitig greift er jedoch auf die altmeisterliche Feinmalerei zurück, in der die einzelnen Farbschichten nicht vermischt, sondern übereinandergelegt werden. So erreicht die präzise Wiedergabe der rückwärtigen Wand mit ihren zahlreichen Unebenheiten, Rissen und Spinnweben fotorealistische Qualitäten. Stille wird hier mit Gefühlen der Melancholie und Einsamkeit verbunden.