Weim Moritzvonschwind Handschuhderheiligenelisabeth Minimum

Moritz von Schwind (1804 - 1871)

Handschuh der Heiligen Elisabeth, 1856

Das zentrale Motiv Heilige Elisabeth

In der Mitte der Gruppe ist die Heilige Elisabeth zu sehen. Sie ist mit einem goldenen Heiligenschein versehen. Das Motiv hängt mit dem berühmten Fresken-Zyklus zur Elisabeth-Legende zusammen, den der österreichische Künstler Moritz von Schwind 1854-55 auf der Wartburg ausgeführt hatte. Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach hatte von Schwind mit einer bildlichen Ausschmückung der Elisabethgalerie, des Landgrafenzimmers sowie des Sängersaals im rekonstruierten hochmittelalterlichen Palas der Wartburg beauftragt.

Moritz von Schwind (1804 - 1871)

Handschuh der Heiligen Elisabeth, 1856

Der goldene Handschuh

Erzählt wird hier die Heiligenlegende, nach der die Thüringer Landgräfin auf ihrem Weg von der Burg zum Kirchgang in Begleitung ihrer Hofgesellschaft auf einer Lichtung einem Bettler begegnet und ihm in Ermangelung eines anderen Almosens ihren kostbaren Handschuh überreicht. Ein junger Ritter löst diesen sogleich mit einigen Goldstücken ein. Es geht um Elisabeth als Verkörperung von christlicher Mildtätigkeit und Barmherzigkeit.

Moritz von Schwind (1804 - 1871)

Handschuh der Heiligen Elisabeth, 1856

Katholische Elisabeth in protestantischer Burg

Die Wartburg gehörte mit Eisenach zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, das sich seit Kurfürst Friedrich der Weise als Schutzmacht der Reformation verstand. Daher wurde mit dem Wiederaufbau der Wartburg auch an den dortigen Aufenthalt Luthers als Junker Jörg und an die Bedeutung seiner Bibelübersetzung erinnert. Es ist bemerkenswert, dass Großherzog Carl Alexander gleichzeitig großen Wert auf die Würdigung der katholischen Heiligen Elisabeth legte, die als thüringische Landgräfin auf der Wartburg gelebt hatte. Im übertragenen Sinne ist die Elisabethgalerie als eine Ehrung seiner Mutter, der Zarentochter und Großherzogin Maria Pawlowna, zu verstehen, die sich als fürsorgliche Landesmutter in der Nachfolge Elisabeths sah und zahlreiche soziale Einrichtungen gegründet hatte. Trotzdem kam es zu einem Konflikt der Konfessionen, weil Schwind als katholischer Künstler sich weigerte, auch den noch ausstehenden Lutherzyklus auszuführen.

Moritz von Schwind (1804 - 1871)

Handschuh der Heiligen Elisabeth, 1856

Nationale Romantik

Als Schüler der Nazarener Ludwig Schnorr von Carolsfeld und Peter Cornelius war Schwind einer der Hauptvertreter der spätromantischen Malerei. Er wurde vor allem durch seine großen Märchenzyklen bekannt. Auch in diesem Gemälde verleiht er der dargestellten Szene durch die detailreiche Ausschmückung des Waldes mit seinen knorrigen, uralten, mächtigen Eichen märchenhafte Züge. Der Eichenwald gilt als deutsches Nationalsymbol, wie auch die Wartburg ab Mitte des 19. Jahrhunderts gezielt als ein Sinnbild der Wiedergeburt Deutschlands aus dem Geist des Mittelalters, der Christenheit und der Dichtung wiederaufgebaut wurde.