Weim Paulbaum Wegnachniedergrunstedt Minimum

Paul Baum (1859 - 1932)

Weg nach Niedergrunstedt, 1886

Beliebtes Motiv

Es handelt sich hier um den Kirschbach, der an dem Dorf Niedergrunstedt entlang auf Weimar zufließt und schließlich in der Ilm mündet. Das Kirschbachtal war ein beliebtes Motiv der Weimarer Malerschule. Bezeichnend für die realistische Landschaftsauffassung dieser Weimarer Künstlergruppe ist die morastig-aufgewühlte Vordergrundzone, die pastos mit dem Pinsel aufgetragen und in erdigen Tönen angelegt ist. Der Landschaftsausschnitt, den Baum hier 1886 festgehalten hat, ist auch heute noch nahezu unverändert zu sehen.

Paul Baum (1859 - 1932)

Weg nach Niedergrunstedt, 1886

Wie die alten Holländer

Deutlich von Karl Buchholz inspiriert ist die kahle Baumgruppe, die sich filigran vor dem grauen Himmel abhebt und ein graphisches Element innerhalb der tonigen Malerei bildet, während in dem auffällig niedrigen Horizont und dem hohen Wolkenhimmel Einflüsse der holländischen Landschaftsmalerei des 17.Jahrhunderts zu erkennen sind. Zu Recht erhält Paul Baum in dieser Entwicklungsphase seiner Malerei den Beinamen „deutscher Daubigny“.

Paul Baum (1859 - 1932)

Weg nach Niedergrunstedt, 1886

Mensch prägt Natur

Das Motiv des Hirten mit seiner Schafherde taucht in vielen Gemälden der französischen Freilichtmalerei auf. Dank der Entwicklung der neuen synthetisch hergestellten und transportablen Farbtuben sowie der faltbaren leichten Staffelei konnten diese „paysages intimes“ tatsächlich größtenteils direkt in der Natur entstehen, während Baums Gemälde letztendlich noch im Atelier ausgeführt wurde. Hier wie in anderen Werken des Künstlers dient die Staffagefigur des Hirten weniger als genrehafter Stimmungsträger, sondern vielmehr als kompositorischer Akzent in einer Kulturlandschaft, die durch den Menschen geprägt ist.

Paul Baum (1859 - 1932)

Weg nach Niedergrunstedt, 1886

Ein Kirchturm für Feininger

Am fernen Horizont ist winzig der spitze Turm der Kirche von Gelmeroda zu sehen. Diese kleine Dorfkirche erlangte erst durch einen Nachfolger Paul Baums Berühmtheit: Lyonel Feininger. Dieser hielt sich schon vor der Gründung des Bauhauses ab 1906 regelmäßig in den Sommermonaten in Weimar auf, da seine Verlobte Julia Berg hier an der Kunstgewerbeschule studierte. Auf den Spuren der Weimarer Malerschule entdeckte Feininger die mittelalterlichen „mystischen“ Dorfkirchen in der Umgebung des klassischen Weimars für sich. Vor allem die Kirche von Gelmeroda verkörperte für ihn ein Motiv, das ihn wie kein anderes Bildthema Zeit seines Lebens zu immer neuen Interpretationen inspirierte.