Gusseisen
Höhe: 63cm
Copyright am Werk: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Copyright am Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Foto: Th. Zühmer
Eisenplatte mit Madonna und Jesuskind, nach 1500
Prächtige Innenausstattung
Die Darstellung von Muttergottes und Jesuskind ist eine der häufigsten in der spätmittelalterlichen Bildwelt. Hier ist sie in einem zeitgenössischen Innenraum mit prächtigem Erkervorsprung dargestellt. Auch die Platte selbst ist damals Gegenstand einer komfortablen Inneneinrichtung und in einen Stubenofen eingesetzt. Das Metall heizt sich auf und gibt die Wärme an den Raum ab.
Eisenplatte mit Madonna und Jesuskind, nach 1500
Wärmespender
Eifel und Hunsrück sind im Spätmittelalter ein Zentrum der Eisenverarbeitung. Hier werden zahlreiche reich verzierte Platten für Stubenöfen gegossen oder so genannte „Takenplatten“, die die Wärme aus der Feuerstelle in die daneben liegende Stube abgeben sollen. Offene, rußende Feuer sollen damit in den Wohnräumen vermieden werden.
Eisenplatte mit Madonna und Jesuskind, nach 1500
Verlorene Rose
Trier ist ein frühes Zentrum der spätmittelalterlichen Rosenkranzverehrung. Im Trierer Karthäuserkloster entwickelt man die Formel des Rosenkranzgebetes und macht es populär. Der Rosenkranzkult ist auch in der vorliegenden Darstellung präsent: Das Jesuskind spielt mit einem Rosenkranz, Marias Krone wird von Rosen geschmückt, und wahrscheinlich hielt sie eine Rose in der Hand – die ist jedoch heute verloren.
Eisenplatte mit Madonna und Jesuskind, nach 1500
Heiliger Geist
Heilige Mutter und Kind befinden sich in einer zeitgenössischen Wohnstube – das ist in damaliger Zeit eine moderne Darstellung. Die Verbindung von religiösen und profanen Sphären ist nicht zufällig: In der intensiven häuslichen Meditation imaginiert man biblische Szenen. Immer jedoch wird in der künstlerischen Darstellung die religiöse Szene entsprechend eingerahmt. Hier sind es musizierende Engel und die Taube des Heiligen Geistes, die das Geschehen als nicht-irdisch markieren.
Eisenplatte mit Madonna und Jesuskind, nach 1500
Die beiden weiteren Versionen
Der Eisenguss wird mit einer Form hergestellt. Diese wird von einem vorhandenen Schnitzrelief abgeformt – das wissen wir so genau, weil es heute noch erhalten ist, und zwar im Bode-Museum im Berlin. Allerdings ist es, vielleicht in diesem Abformungsprozess, beschädigt worden, und wurde danach umgearbeitet: daher fehlt ihm heute der Hintergrund. Von derselben Form werden auch noch weitere Abformungen gemacht: eine aus Stuck ist im Landesmuseum Karlsruhe erhalten.