Auf zum Teil farbigem Flachglas
Höhe: 142cm
Copyright am Werk: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Copyright am Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Foto: Th. Zühmer
Glasmalerei aus dem Trierer Dom, um 1530
Weinstock als Stammbaum
Das ursprünglich etwa sechs Meter hohe Gesamtbild zeigte den gekreuzigten Christus mit den Aposteln in einem Weinstock. Der Weinstock ist als Stammbaum der christlichen Kirche dargestellt, am Fuß des Weinstockes stehen Gottvater und Maria.
Glasmalerei aus dem Trierer Dom, um 1530
Weinstadt Trier
Die Kreuzigung Christi wurde für das hohe Glasfenster in eine große symbolische Erzählung integriert. Das verbindende Element dabei ist der Weinstock. Er geht auf Bibelzitate zurück: „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner“, sowie auf die an die Jünger gerichtete Aussage „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“. Die Stadt Trier hat seit römischer Zeit ihren Wohlstand auch dem Wein zu verdanken, und so liegt die Darstellung der Weinreben auch deshalb nahe.
Glasmalerei aus dem Trierer Dom, um 1530
Gegner der Reformation
Das Fenster ist Teil des Grabensembles des Trierer Erzbischofs Richard von Greiffenklau, der 1531 stirbt und im Dom seine letzte Ruhe findet. Greiffenklau ist zu Lebzeiten ein entschiedener Gegner der Reformation und lässt die Schriften Luthers öffentlich verbrennen. Die Wahl des Motivs ist bewusst gewählt: Der Weinstock stellt die Kirche als untrennbare Einheit dar.
Glasmalerei aus dem Trierer Dom, um 1530
Wer war da noch?
Zentrum der gesamten, heute in Gänze nicht mehr existierenden Bildkomposition war der Gekreuzigte. Um ihn herum waren die Apostel dargestellt, deren Büsten aus Weinranken heraus erscheinen. Am Stamm des Weinstockes standen Gottvater und Maria. Heute erhalten sind nur noch die Bilder des Apostels Jakobus des Jüngeren sowie der Muttergottes. Auf Spruchbändern über Maria stand: „Der Vater pflanzt, die Jungfrau Maria bewässert“.
Glasmalerei aus dem Trierer Dom, um 1530
Rekonstruktion
Woher weiß man heute, wer noch im Fenster dargestellt wurde? Man hat rekonstruiert. Ausgehend von der Tatsache, dass die vorliegende Komposition von Christus im Weinstock mit den Aposteln und Maria und Gottvater darunter eine bekannte Darstellungsformel ist, konnte man im Zusammenhang mit der bekannten Größe des Fensters eine Rekonstruktion unternehmen.
Glasmalerei aus dem Trierer Dom, um 1530
Gotik und Renaissance
Das Fenster entsteht um 1530 im spätmittelalterlichen Stil. Auch diese Wahl ist eine klare Aussage. Der damals aktuellere Stil der Renaissancekunst ist Erzbischof Greiffenklau offensichtlich zu stark mit humanistischem und reformatorischem Gedankengut belegt. Das Fenster ist in Deutschland eine der letzten Glasmalereien nach mittelalterlichem Geschmack.
Glasmalerei aus dem Trierer Dom, um 1530
Die Erhaltungsgeschichte
Ursprünglich war das Gesamtbild etwa sechs Meter hoch. Seine Überreste sind die einzigen zusammenhängenden, mittelalterlichen Glasmalereien des Trierer Domes, die bis heute erhalten sind. Ein Feuer im Jahr 1717 zerstörte viele Fenster, und danach wurde der Dom nach barockem Geschmack hell verglast.