farbige Steinwürfel
2,09 x 1,88 m
Copyright am Werk: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Copyright am Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Foto: Th. Zühmer
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Nichts ist, wie es scheint
Das Mosaik kommt Ende des 19. Jahrhunderts bei Ausschachtungsarbeiten in Trier zum Vorschein. Generell ist der Auffindungszustand solcher Böden recht schlecht, da sich das Erdreich in fast 2000 Jahren hebt und senkt. Auch ist die Bergung riesiger Fußböden damals noch ziemlich schwierig, oft werden sie deshalb in transportable Stücke zerlegt und dann aufwändig bearbeitet und wieder begradigt.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Aufwändig restauriert
So ist auch dieser Bildausschnitt nur ein Bruchteil des einstigen Mosaiks. 1907 wird es von der Firma Villeroy & Boch in Mettlach mit ebenfalls geborgenen Originalsteinen restauriert.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Handwerkskunst und Fingerfertigkeit
Bis ein Mosaik in den Estrich eingelegt werden kann, sind zahlreiche Arbeitsvorgänge vonnöten. Steinschneider und Polierer kümmern sich um die Mosaiksteine. Den Boden bereiten Estrichleger vor. Für die Bildentwürfe sind Maler zuständig: sie zeichnen die Motive im Boden vor. Steinsetzer und Motivleger fixieren schließlich die Steine zu einem Gesamtbild. Schließlich wird der Boden mit einem Brei aus Marmorpulver, Kalk und Sand abgeschliffen.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Stein um Stein
Mosaike sind aus diversen Materialien gefertigt. Sie können aus Sandstein, farbigem Marmor oder Glas bestehen. Von zugeschnittenen viereckigen Stangen werden dann einzelne Mosaiksteinchen abgeschlagen. Für einen Boden werden Tausende benötigt. Je kleiner die Steine sind, desto qualitätvoller, aber auch zeitaufwändiger ist die Arbeit.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Die Bildung liegt am Boden
Das Fußbodenmosaik aus einer römischen Stadtvilla zeigt Anaximander von Milet, einen griechischen Philosophen des 6. Jahrhunderts v. Chr. Seine Darstellung dürfte als bewusster Hinweis auf die Bildung des Hausherrn zu verstehen sein. Große und prächtige Mosaikböden sind zudem ein Zeichen von sozialem Status und Luxus.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Gutsituiert
Das Motiv des Mosaikbodens ist insbesondere für die Augen anderer gestaltet. Denn als Bildungsbürger wird nur wahrgenommen, wer dies zur Schau stellt. Der Hausbesitzer gibt hiermit deutlich zu erkennen, dass er sich auch in der griechischen Welt auskennt, deren Philosophen, Erfinder und Schriftsteller ihm durchaus bekannt sind.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Anaximander, ein Universalgelehrter
Mit einem griechischen Philosophenmantel bekleidet, der üblicherweise die rechte Schulter unbedeckt lässt, mit grauem, lichtem Haar, das ihn als nicht mehr ganz jung zu erkennen gibt, sitzt Anaximander auf einem Stuhl und präsentiert seine Erfindung – die Sonnenuhr.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Ein Allrounder
Aber das ist längst nicht alles, was er zu bieten hat, denn er ist das, was wir heute einen Allrounder nennen. Neben philosophischen Abhandlungen zum Ursprung allen Seins fertigt er eine geographische Weltkarte. Er ist als Astronom tätig und schreibt eine Abhandlung „Über die Natur“. Anaximander wird 610 v. Chr. im türkischen Milet geboren, wo er auch nach 547 v. Chr. stirbt.
Mosaik mit Anaximander, 3. Jh. n. Chr
Ohne Sonne keine Zeit
In der Antike wird die Uhrzeit durch Sonnenuhren gemessen. Der auf einen Zeiger mit Stundenskala treffende Schatten zeigt bei Sonne die Zeit an. Die Zeitmesser stehen auf öffentlichen Plätzen, aber auch in Gärten vermögender Personen und strukturieren den Tagesablauf der Städter. So finden z. B. Rechtsgeschäfte zu bestimmten Zeiten statt oder der Zugang zu öffentlichen Bädern erfolgt für Frauen und Männer zu unterschiedlichen Tageszeiten. Den antiken Tagesablauf darf man sich wesentlich entschleunigter vorstellen als heute.