Farbe auf Wandputz,
6m x 0,75m
Copyright am Werk: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Copyright am Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier – GDKE
Foto: Th. Zühmer
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Rot und Schwarz
In der frühen römischen Antike mag man es besonders, großflächige Wandbereiche in den Hauptfarben Rot und Schwarz zu gestalten. Die auffällige Kombination entspricht dem Farbgeschmack des späteren 1. Jahrhunderts – eine große Hilfe für die zeitliche Einordnung von Malerei, besonders wenn andere datierende Orientierungspunkte fehlen.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Feste Regeln
Die malerische Aufteilung einer Wand erfolgt meist nach demselben Schema – in eine Sockelzone, eine hohe gegliederte Haupt- und eine Oberzone, die oft als Fries den Abschluss bildet. Der untere Bereich ist häufig als steinimitierender Sockel bemalt, weist Rechteckfelder auf einfarbigem Grund auf oder kann zusätzlich Pflanzen- und Tiermotive tragen.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Fresco-Technik
Die Aufbringung der Malerei erfolgt in Fresco-Technik auf den noch feuchten Wandputz. Die aufgetragenen Schichten bestehen aus ein bis zwei Unterputzen, einem Oberputz und schließlich dem Feinputz, der auch die Malerei trägt. Der letzten Schicht ist Calcit beigemischt, denn beim Glätten bewirken die Kristalle einen feinen Oberflächenglanz, der uns heute noch durch seine anhaltende Brillanz erstaunt.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Großes Puzzle
In der Sockelzone sind stelzende Reiher dargestellt. Ein Vogel in jeweils unterschiedlicher Haltung zeigt sich im Wechsel mit üppigen Blattstauden. Doch nur dieser Teil der Wand ist gut erhalten. Die wenigen Reste der Haupt- und Oberzone sind ein schwieriges Puzzle.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Des Rätsels Lösung
Obwohl die Hauptzone stark fragmentiert ist, können aus den Resten rote Felder, grün gerahmt, rekonstruiert werden, denn sowohl der Wandaufbau als auch die Bildaufteilung folgen dem typischen Schema. Der schwarze Hintergrund trägt gemalte Ornamente. Antike Stehlampen, sogenannte Schirmkandelaber, mit phantastischen, geflügelten Tieren befinden sich zwischen den Feldern.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Abriss für den Kaiser
Das römische Haus wird vom 1.-3. Jahrhundert nach Chr. bewohnt. Für den Bau einer kaiserlichen Badeanlage um 300 muss es weichen. Entsprechend beschädigt und zerbrochen ist besonders die Hauptzone, die abgerissen und einplaniert wird. Die flache Sockelzone findet sich hingegen fast unbeschadet auf einer Länge von sechs Metern noch an der Wand eines Flures haftend.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Ganz im Mainstream
Darstellungen wie alternierende Reiher und Blattstauden sind ab der Mitte des 1. bis zum beginnenden 2. Jahrhundert besonders in den gallischen Provinzen beliebt, finden sich aber auch in Häusern der Vesuvstädte Pompeji oder Herculaneum. Und in Trier selbst sind ebenfalls bildliche Parallelen zu finden, einzeln, aber auch in dieser Kombination. Die Friese ähneln sich oft so stark, dass davon auszugehen ist, dass man die entsprechenden Motive aus Musterbüchern der Maler ausgewählt hat.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Bunte Welt mit nur sechs Farben
Für Wandmalereien kommen nur kalkechte Pigmente zum Einsatz. Sie bilden eine kleine Farbpalette, die bei den meisten Malereien in den gallischen Provinzen angetroffen wird. Es gibt Ägyptischblau, leicht verfügbar und billig, aus Kupfer, Quarzsand, Kalk und Soda hergestellt. Rot- und Gelbtöne liefert Ocker, Schwarz stellt man aus Kohlenstoff her und Weiß in der Trierer Region aus Dolomitkalk. Das grüne Pigment Seladonit ist ein Mineral, das als einziges aus dem mediterranen Raum importiert wird. Alle anderen Farben entstehen aus Mischungen dieser Pigmente.
Wandmalerei mit Reihern, 70 - 80 n. Chr.
Blick in ein edles Wohnhaus
Die Malerei hat einst einen langen
Hausflur geziert.
Der Besitzer ist ganz offenbar solvent, was nicht nur die Größe des
Hauses und die qualitätvolle Flurdekoration beweisen.