Saar Carlheinrichjacobi Dechen Schaechte Ausschnitt Minimum

Carl Heinrich Jacobi (1824 - nach 1890)

Dechen-Schächte, 1860 - 1868

Dechen-Schächte und Koksanlage

Von 1854 bis 1964 wurde in den Dechen-Schächten in der Nähe der saarländischen Stadt Neunkirchen Kohle gefördert. An den Festungsbau erinnern die Turmbauten im Hintergrund, in denen die Förderanlagen untergebracht sind. Im Gegensatz zur funktionalistischen Industriearchitektur des 20. oder zum Stahlgerüstbau des späteren 19. Jahrhunderts werden hier, wie der Treppengiebel zeigt, Anleihen an mittelalterlichen Bauformen gemacht. Der Bautyp des hohen Schornsteins, der an einen Obelisk erinnert, ist älter als die runde Grundrissform, die man aus dem 20. Jahrhundert kennt.

Carl Heinrich Jacobi (1824 - nach 1890)

Dechen-Schächte, 1860 - 1868

Rauch

Vor ihrer Ästhetisierung im französischen Impressionismus wurde Dampf und Rauch schon in dieser Fotografie zum Charakteristikum der industriellen Moderne. Oberhalb der Kokerei der Firma „Lamarche & Schwarz“ in unmittelbarer Nähe der eigentlichen Kohlegrube wurde der für die Eisenverhüttung notwendige Koks gewonnen. Kokereien wie diese waren bekannt für die enorme Rauchentwicklung, die sie hervorriefen.

Carl Heinrich Jacobi (1824 - nach 1890)

Dechen-Schächte, 1860 - 1868

Stillstehen für die Fotografie

In den 1860er Jahren war die Fotografie noch auf recht lange Belichtungszeiten angewiesen. Um Menschen darstellen zu können, mussten diese eine Weile absolut unbewegt verharren. Es ist erstaunlich, dass es Jacobi gelang, bei diesen Industrieaufnahmen so viele Menschen zum Stillstand zu bringen. Wahrscheinlich bedurfte es einer ausgeklügelten Signaltechnik, die die Arbeiter im Vorder- und Mittelgrund zum Verharren aufforderte. Diese Aufnahme ist das Ergebnis einer groß angelegten Inszenierung.

Carl Heinrich Jacobi (1824 - nach 1890)

Dechen-Schächte, 1860 - 1868

Kinderarbeit

Die in Jacobis Mappe dargestellten Industrieanlagen in der Umgebung von Saarbrücken gehörten zum preußischen Teil des heutigen Saarlands - hier galt preußisches Recht. 1839 trat das Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken in Kraft. Demnach war es Kindern unter neun Jahren untersagt in Hütten und Bergwerken zu arbeiten. Kinder unter 16 Jahren durften nicht länger als zehn Stunden täglich arbeiten. Ein dreijähriger Schulbesuch oder Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben wurden vorausgesetzt.

Carl Heinrich Jacobi (1824 - nach 1890)

Dechen-Schächte, 1860 - 1868

Frühes Portfolio

Die Mappe der „Ansichten der Gruben- und Hütten-Anlagen des Saarbrücker Steinkohlenreviers“ von Carl Heinrich Jacobi gehört zu den frühesten fotografischen Serien, die sich der Industrie und der Industrielandschaft widmeten. Beeindruckend ist die Fülle an technischen, sozialen und ästhetischen Informationen, die diese frühen Fotografien vermitteln.