Salzpapier, albuminiert, auf Karton
Bild: 24,2 x 29,3 cm Karton: 48 x 58cm
Copyright am Werk: gemeinfrei
Copyright am Foto: Stiftung Saarländischer
Kulturbesitz
Foto: Tom Gundelwein
Sebastopol, nach der Explosion, 1855
Krimkrieg
Der Krim-Krieg wird von Historikern als Vorläufer des Ersten Weltkriegs bezeichnet. In diesem Konflikt unterstützten von 1853 bis 1856 die westeuropäischen Großmächte England, Frankreich das Osmanische Reich im Kampf gegen Russland. Im Krim-Krieg wurde das breiteste Arsenal an Rüstungstechnik in einer zuvor unbekannten Materialschlacht zum Einsatz gebracht.
Sebastopol, nach der Explosion, 1855
Russische Truppen sprengen die eigenen Festungsanlagen
Nach der einjährigen Belagerung des russischen Kriegshafens von Sewastopol, gaben die Russen im September 1855 die Festung auf und zerstörten sie. Dem Fotografen James Robertson gelang es diese symbolträchtige Aufnahme zu machen und zu verbreiten. Er folgte gemeinsam mit Felice Beato dem Fotografen Roger Fenton, der aus gesundheitlichen Gründen das Kriegsgebiet vor den entscheidenden Schlachten verlassen musste. Robertson und Beato gelang es, 60 Platten mit Bildern von Schützengräben und einschlagsicheren Unterständen aufzunehmen, die allesamt die enormen Zerstörungen nach Abzug der russischen Truppen zeigen.
Sebastopol, nach der Explosion, 1855
Signatur des Fotografen
Hier erkennt man die Signatur des Fotografen „Robertson“ in auffälliger Schräglage der Buchstaben. James Robertson signiert seine Bilder mit seinem Namen wie ein Künstler. Die markante Schrägstellung lässt sich dadurch erklären, dass der Fotograf seinen Namen nicht auf dem Papier verewigte, sondern auf der Glasplatte des Negativs eingravierte. Damit diese lesbar erscheint, musste sie in Spiegelschrift angebracht werden. Auf diesem Weg erscheint die Signatur automatisch seitenrichtig und auf jedem Abzug von diesem Negativ. James Robertson war von Hause aus Graveur und arbeitete seit 1843 an der Münze des Osmanischen Reichs in Konstantinopel. Wahrscheinlich begann er noch in den 1840er Jahren als Fotograf zu arbeiten. Von ihm sind Aufnahmen aus dem gesamten östlichen Mittelmeerraum bekannt. Die Bilder vom Fall Sewastopols sind die absoluten Höhepunkte seines Werks. Später bereiste er als einer der ersten Kriegsfotografen Indien und China.
Sebastopol, nach der Explosion, 1855
Glas statt Papier
Die hier deutlich sichtbaren schwarzen Flecken resultieren aus Abplatzungen der lichtempfindlichen Schicht, nicht aber des Fotopapiers, sondern vielmehr des Negativs. Die ersten fotografischen Papiere wurden handwerklich hergestellt und die Negative, die man für eine positive Umkopie benötigte, waren gleich groß wie die Abzüge und ebenfalls aus Papier. Anfang der 1850er Jahre begann man, Negative auf Glasplatten herzustellen. Sie wurden mit einer Kollodiumlösung aus Jod-und Bromsalzen begossen und waren nur im nassen Zustand lichtempfindlich. An den Abplatzungen erkennt man, dass hier eine Glasplatte und nicht mehr ein Papiernegativ verwendet wurde. Salzpapiere sind nämlich nicht mit der lichtempfindlichen Lösung - die abplatzen könnte - beschichtet, sondern getränkt.
Sebastopol, nach der Explosion, 1855
Ein Krieg auf Papier
Als 1839 die Fotografie erstmals als ein neues technisches Bildmedium patentiert wurde, war nicht klar, ob sie sich als eine neue Kunst entwickeln würde oder ob es sich um bloße Technik handelte. Das hier vorgestellte Bild auf Papier verfolgt in der eher „zeichnerischen“ Anmutung auf Papier die künstlerische Tradition. Es handelt sich jedoch um eine der frühesten dokumentarischen Aufnahmen eines Krieges überhaupt.