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László Moholy (1895 - 1946)

Brücken, 1920

Bauhaus

Moholy-Nagy, der zunächst in Budapest Jura studiert hatte, kam 1919 nach dem Zusammenbruch der ungarischen Räterepublik zuerst nach Wien, dann nach Berlin. 1923 wurde er von Walter Gropius als Lehrer nach Weimar berufen. Er hatte die Leitung der Metallwerkstatt inne und prägte mit seinen besonderen pädagogischen Fähigkeiten den für alle Studierenden verbindlichen Vorkurs. Künstlerische Gestaltung mit wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen in Einklang bringen, wurde sein Credo. Wobei er auch die Einschränkungen erkannte, die die Beschleunigung aller Lebensbereiche mit sich brachte: „im heutigen Lebenstempo bietet sich selten Gelegenheit zum eigentlichen Wesenskern der Dinge und des eigenen ich vorzudringen.“

László Moholy (1895 - 1946)

Brücken, 1920

Konstruktion

Der Konstruktivismus war um 1920 einer der herrschenden Stile der Moderne. Er feierte Rationalismus und Technik. In Moholy-Nagys frühem Gemälde von 1920 finden sich zentrale Elemente davon wieder: Aufgefächert, rhythmisiert von vereinzelten perspektivischen Ausbrüchen, schichten sich Flächen, Linien und motivisch erkennbare Stahlbrücken und Eisenbahnwaggons um einen Mittelpunkt. Als würden die Formen um diesen kreisen, entsteht der Eindruck von aberwitziger Geschwindigkeit. Doch es ist auch etwas von der frechen Dada-Bewegung zu spüren: die wilden Farben und die spielerischen Ansätze, vielleicht auch unterschwellig Zweifel. Die Begeisterung für die moderne Technik und für die Großstadt stehen nicht isoliert, sondern sind verbunden mit sozialistischen Hoffnungen auf besseres Leben und Arbeiten für alle.

László Moholy (1895 - 1946)

Brücken, 1920

Technikbegeisterung

In Russland hatte Wladimir Tatlin die „Maschinenkunst“ zum Leitbild ausgerufen. „Das ist unser Jahrhundert: die Technologie, die Maschine, der Sozialismus. Verweigere dich nicht, übernimm deine Aufgabe!“, so Moholy-Nagy. Für ihn bleiben der Mensch und seine Lebensbedürfnisse im Zentrum. So wie auf dem Gemälde „Brücken“ die Silhouette eines Menschen kenntlich wird, der zwar Teil der dynamischen Drehscheibe „Welt“ ist, sich aber lenkend und denkend als ihr Mittelpunkt behauptet. Der moderne Mensch macht sich die Technik nach seinem Bedarf dienstbar, er gestaltet.

László Moholy (1895 - 1946)

Brücken, 1920

Dynamik

Neue technische Umsetzungen von Kunst auszuprobieren und innovativ auch mit industriell erzeugten Materialien zu experimentieren, faszinierte László Moholy-Nagy. Sein Gesamtwerk ist von großer Dynamik und dem Vertrauen in Fortschritt und Veränderung geprägt. Film, Foto, Kinetik und Licht – alles wandte er an für seine Kunst. Er hat damit vielfach Maßstäbe gesetzt und neue Tendenzen vorweggenommen.

László Moholy (1895 - 1946)

Brücken, 1920

Nach dem Bauhaus-Vorbild

Die Verbindung von Industrie und Kunst ist ein wesentlicher Grundsatz, den sich die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunstschule des Staatlichen Bauhauses auf die Fahnen schrieb. Das hieß, die moderne Zeit mit ihren technischen Veränderung in den Bildkanon aufzunehmen, wie hier bei László Moholy-Nagys konstruiertem Brückenbild.