Saar Ludwigmeidner Amhafenplatz Ausschnitt Minimum

Ludwig Meidner (1884 - 1966)

Am Hafenplatz (1913)

Explodierende Wolken

Hier wird die Assoziation der Wolkenformation mit einer Explosion besonders deutlich. Gegen die Praxis, das Bild „Apokalyptische Landschaft“ zu nennen, wehrte sich der Maler jedoch in einem Schreiben an den Kunsthändler Roman Norbert Ketterer. Ihm schrieb Meidner, dass der Titel „Am Hafenplatz“ zu heißen habe und mit seinen apokalyptischen Landschaften zunächst nichts zu tun hätte. Anlass dazu war die Nennung des Gemäldes im Katalog zur 32. Auktion im Stuttgarter Kunstkabinett.

Ludwig Meidner (1884 - 1966)

Am Hafenplatz (1913)

Korrektur des Titels

„Sehr geehrter Herr Ketterer, vielen Dank für die Zusendung des umfangreichen Kataloges. Was nun die darin abgebildeten Arbeiten von mir anlangt, so muß ich berichtigend mitteilen, daß das Ölbild 666 keine apokalyptische Landschaft ist u. als solche nicht konzipiert war, sondern eine Berliner Stadtschaft (sic), die ich nach der Natur anfing „Am Hafenplatz“ zu malen, 1913, und die ich dann im Atelier ausführte…" (Ludwig Meidner in einem Brief an Roman Norbert Ketterer vom 23.10.1958, Archiv Saarlandmuseum)

Ludwig Meidner (1884 - 1966)

Am Hafenplatz (1913)

Vorahnung kommenden Unheils

"...wo sie freilich allmählich (sic) etwas Bedrohliches und Katastrophales mitbekam u. eine Vorahnung kommenden Unheils ausdrückte, die mich damals auf Schritt und Tritt quälte. So sieht dieser Hafenplatz wie eine Örtlichkeit aus, die unter schwerem Granatfeuer liegt, oder wie eine Londoner Stadtlandschaft (sic), 1944, bei einer Explosion einer V 1, die ich einmal von weitem beobachtete." (Ludwig Meidner in einem Brief an Roman Norbert Ketterer vom 23. 10.1958, Archiv Saarlandmuseum)

Ludwig Meidner (1884 - 1966)

Am Hafenplatz (1913)

Großstadtkritik

Ähnlich wie in seinen apokalyptischen Landschaften nimmt Ludwig Meidner die Katastrophe des Ersten Weltkriegs vorweg. Er zeigt Zusammenbruch, die wilhelminische Ära steht vor ihrem Ende. Fasziniert und abgestoßen vom Phänomen Großstadt, übt Meidner in der Bilddynamik eines Delaunay und des italienischen Futurismus fundamentale Kritik an der urban geprägten Zivilisation.