115 cm x 150 cm
Öl Leinwand
Copyright am Werk: VG
Bild-Kunst
Copyright Foto: Stiftung
Saarländischer Kulturbesitz
Foto: Tom Gundelwein
Messingstadt, 1944
Tod durch Erstechen
Schwert und Lanze gliedern das Gemälde in drei Teile und betonen damit den Eros als zentrales Motiv des Bildes. Sie werden als Instrumente von Aggression und Gefangenschaft ins Bild gesetzt. Auch in dem besagten Märchen aus Tausendundeine Nacht tritt das Motiv von Schwert und Lanze zum Vorschein. Dem habgierige Wesir des Helden, der sich an dem Schmuck der Toten zu schaffen machte, wird der Kopf mit dem Schwert abgeschlagen und mit der Lanze sein Rücken gespalten.
Messingstadt, 1944
Beckmann dachte an Istanbul
Der Maler versetzt die Szene mit Kuppeln und mit Sichelmonden bekrönten Dächern in eine orientalische Märchenwelt. Seine Frau Quappi schildert, dass Beckmann an Istanbul dachte. Beckmann „nannte das Bild daher zuerst „Das goldene Horn“, fand den Titel zu romantisch und gegenständlich und nannte es dann „Messingstadt“.“ Messingstadt ist ein Märchen aus Tausendundeine Nacht und handelt von einem Ort voller Versuchung und Verhängnis.
Messingstadt, 1944
Der Zugang zur Messingstadt
Viele Details des Gemäldes verweisen auf Textstellen in dem Märchen „Messingstadt“. So auch das verschlossene Tor in die Stadt unten links im Bild, das im Märchen streng bewacht wird und nur nach Erfüllung einer Aufgabe aufgeschlossen werden kann. Dahinter zeigt sich im Text eine glänzende Stadt voller Pracht und gleichzeitig das erschreckende Bild einer gänzlich leblosen Totenstadt.
Messingstadt, 1944
Mann und Frau
Max Beckmann thematisiert das Verhältnis von Mann und Frau als Ausgangspunkt sich wiederholender Qualen der menschlichen Existenz. Auch in dieser Frage ist er vom Archetypus des Märchens „Messingstadt“ inspiriert. In dieser Geschichte ist es der Held Musa, dem es gelingt ins Innere der Messingstadt zu gelangen. Er betritt einen Palast, in dem er ein Mädchen entdeckt, so „schön wie die leuchtende Sonne“. Gleichzeitig erkennt er, dass es nur ihr lebloser Körper ist.
Messingstadt, 1944
Unausweichlichkeit des Daseins
Entstanden während der NS-Zeit im Amsterdamer Exil, inspiriert das Bild von Max Beckmann zu vielen Deutungen. Der Titel verweist auf eine Erzählung aus Tausendundeine Nacht, in der Motive von Habgier, Eros und Tod böse enden. Das inmitten martialischer Waffen auf einer Bettstatt präsentierte, nackte Paar kann als Bild für die unabwendbare Geworfenheit des Menschen in ein von Willkür, Qual und Leidenschaft geprägtes Schicksal gedeutet werden.