Saar Maxbeckmann Messingstadt Ausschnitt Minimum

Max Beckmann (1884 - 1950)

Messingstadt, 1944

Tod durch Erstechen

Schwert und Lanze gliedern das Gemälde in drei Teile und betonen damit den Eros als zentrales Motiv des Bildes. Sie werden als Instrumente von Aggression und Gefangenschaft ins Bild gesetzt. Auch in dem besagten Märchen aus Tausendundeine Nacht tritt das Motiv von Schwert und Lanze zum Vorschein. Dem habgierige Wesir des Helden, der sich an dem Schmuck der Toten zu schaffen machte, wird der Kopf mit dem Schwert abgeschlagen und mit der Lanze sein Rücken gespalten.

Max Beckmann (1884 - 1950)

Messingstadt, 1944

Beckmann dachte an Istanbul

Der Maler versetzt die Szene mit Kuppeln und mit Sichelmonden bekrönten Dächern in eine orientalische Märchenwelt. Seine Frau Quappi schildert, dass Beckmann an Istanbul dachte. Beckmann „nannte das Bild daher zuerst „Das goldene Horn“, fand den Titel zu romantisch und gegenständlich und nannte es dann „Messingstadt“.“ Messingstadt ist ein Märchen aus Tausendundeine Nacht und handelt von einem Ort voller Versuchung und Verhängnis.

Max Beckmann (1884 - 1950)

Messingstadt, 1944

Der Zugang zur Messingstadt

Viele Details des Gemäldes verweisen auf Textstellen in dem Märchen „Messingstadt“. So auch das verschlossene Tor in die Stadt unten links im Bild, das im Märchen streng bewacht wird und nur nach Erfüllung einer Aufgabe aufgeschlossen werden kann. Dahinter zeigt sich im Text eine glänzende Stadt voller Pracht und gleichzeitig das erschreckende Bild einer gänzlich leblosen Totenstadt.

Max Beckmann (1884 - 1950)

Messingstadt, 1944

Mann und Frau

Max Beckmann thematisiert das Verhältnis von Mann und Frau als Ausgangspunkt sich wiederholender Qualen der menschlichen Existenz. Auch in dieser Frage ist er vom Archetypus des Märchens „Messingstadt“ inspiriert. In dieser Geschichte ist es der Held Musa, dem es gelingt ins Innere der Messingstadt zu gelangen. Er betritt einen Palast, in dem er ein Mädchen entdeckt, so „schön wie die leuchtende Sonne“. Gleichzeitig erkennt er, dass es nur ihr lebloser Körper ist.

Max Beckmann (1884 - 1950)

Messingstadt, 1944

Unausweichlichkeit des Daseins

Entstanden während der NS-Zeit im Amsterdamer Exil, inspiriert das Bild von Max Beckmann zu vielen Deutungen. Der Titel verweist auf eine Erzählung aus Tausendundeine Nacht, in der Motive von Habgier, Eros und Tod böse enden. Das inmitten martialischer Waffen auf einer Bettstatt präsentierte, nackte Paar kann als Bild für die unabwendbare Geworfenheit des Menschen in ein von Willkür, Qual und Leidenschaft geprägtes Schicksal gedeutet werden.