Saar Maxslevogt Orangutan Ausschnitt Minimum

Max Slevogt (1868 - 1932)

Skizze Orang Utan I / Wärter mit Seemann, 1901

Der nachdenkliche Affe

Der Bildausschnitt, der fast wie ein Foto wirkt, zeigt in inniger Verbundenheit den Orang Utan „Seemann“ und seinen Wärter. „Seemann“ sitzt auf dem Schoß des Mannes, seinen linken Arm hat er um die Schulter des Wärters gelegt, mit der Rechten fasst er dessen Hand. Die Züge des Tiers in dem fellgerahmten Gesicht wirken nahezu menschlich und setzen ein Pendant zur menschlichen Physiognomie des Zoowärters, der eng auf seinen Schützling bezogen ist.

Max Slevogt (1868 - 1932)

Skizze Orang Utan I / Wärter mit Seemann, 1901

Impressionistisches Fell

Die Zeit in Frankfurt war für Slevogt eine wichtige Übergangsphase. Hatte er die Jahre zuvor in München studiert und gearbeitet, so hatte er dort aber immer weniger Erfolg. Sein Bild der „Danae“ wurde gar als so provokativ angesehen, dass er es aus einer Ausstellung zurückziehen musste. Berlin hingegen entwickelte sich zum neuen Kunstzentrum, in dem die frisch aus Frankreich aufgenommene Stilrichtung des Impressionismus gepflegt wurde. Slevogt wird sich dort – als Mitglied der Secession und in Nähe seines Kunsthändlers Cassirer – noch im gleichen Jahr niederlassen. In dem „Tierporträt“ von Seemann kultiviert er bereits den schnellen und lockeren Pinselstrich der Impressionisten.

Max Slevogt (1868 - 1932)

Skizze Orang Utan I / Wärter mit Seemann, 1901

Jüdischer Besitz

Saar Maxslevogt Orangutan Rueckseite Original

Bevor das Gemälde ins Saarlandmuseum kam, gehörte es dem Kunstsammler Franz Josef Kohl-Weigand. Er hatte es 1953 aus dem Nachlass eines anderen Sammlers erworben. Dass das Werk allerdings aus zwangsverwertetem jüdischem Besitz stammte, wurde erst in jüngster Zeit im Zuge der Provenienzforschung ermittelt. Hinweise liefert das Werk selbst. Auf der Rückseite der Leinwand ist in Kreide die Zahl "584" notiert: sie entspricht der Nummer einer Versteigerungsliste vom 3. November 1938, betreffend die Kunstobjekte und Wertgegenstände der jüdischen Eheleute Adele und Paul Freundlich. Die weiteren, auf dem Kopf stehenden Kreidenotate bestätigen diese Spur: „Freundl“ (Freundlich) und „Prinz Reg 10“ (Prinzregentenstraße 10, Berlin-Wilmersdorf).

Max Slevogt (1868 - 1932)

Skizze Orang Utan I / Wärter mit Seemann, 1901

Enteignung

Das Ehepaar Freundlich musste in Vorbereitung seiner Auswanderung und um die vom NS-Regime geforderten Abgaben wie etwa die »Reichsfluchtsteuer« leisten zu können, alle seine Vermögenswerte veräußern. 1939 wurden die Freundlichs aus ihrer Wohnung vertrieben und bekamen ein Zimmer in einer »Judenwohnung« zugewiesen. Am 3. Oktober 1942 wurden beide in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Drei Wochen später war Adele Freundlichs Ehemann tot, sie selbst starb dort im Mai 1944. Mit ihren Erben konnte letztendlich eine gütliche Einigung erreicht werden. Mit großzügiger Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen Kulturbesitzes gelang es 2012, das Bild für das Saarlandmuseum zurückzukaufen.

Max Slevogt (1868 - 1932)

Skizze Orang Utan I / Wärter mit Seemann, 1901

Zoologische Studien

1901 hielt sich Max Slevogt einige Monate in Frankfurt am Main auf und malte im dortigen Zoo. Durch persönliche Kontakte zu dessen Direktor bekam er die besondere Möglichkeit, exotische Tiere in ihrem Verhalten und ihren Bewegungen aus nächster Nähe zu studieren und festzuhalten.