Öl auf Leinwand
100,5 x 81,3 cm
© Städel Museum / Foto: Städel Museum
Nach dem Mittagessen, 1879
Doppelschichtige Geste
Renoirs Lieblingsmodell Marguerite Legrand sitzt neben der Schauspielerin Ellen Andrée – in einem eleganten schwarzen Kleid mit pompöser weißer Schleife. Ihre Aufmerksamkeit gilt dem Mann, der sich gerade eine Zigarette anzündet. Interessant, wie der Maler ihren rechten Arm platziert. Er ruht auf der Banklehne hinter ihrer Freundin. Auf den ersten Blick eine entspannte Geste freundschaftlicher Intimität. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass der Arm auch kompositorisch den Raum begrenzt, zwischen der kultivierten Gesellschaft und der Natur.
Nach dem Mittagessen, 1879
Prominentes Modell
Gedankenverloren nippt die Frau im weißen Kleid an ihrem Digestif. Träumerisch schweift ihr Blick in die Ferne. Sie genießt den unbeschwerten Tag im Kreise ihrer Freunde. Die prominente Schauspielerin Ellen Andrée sitzt damals verschiedenen Impressionisten Modell – neben Auguste Renoir auch Claude Monet und Edgar Degas. Die junge Frau bewegt sich gern in Künstlerkreisen und ist mit dem Maler Henri Dumont verheiratet. Ihre Gesichtsfarbe erinnert an Emaille. Für diesen Effekt setzt Renoir sehr dünne Farbschichten übereinander. Konturen verwischen und lösen sich auf, Lichtreflexe entstehen.
Nach dem Mittagessen, 1879
Inspiriert von der Fotografie
Wie auf einem Werbeplakat des 20. Jahrhunderts: genüsslich zündet sich der Mann rechts im Bild eine Zigarette an. Sein Gesicht erinnert an Edmond, den Bruder Renoirs. Sein Körper ist angeschnitten. So, als wolle der Maler sagen: „Es ist nur ein flüchtiger Schnappschuss, mehr nicht!“ Die Impressionisten nutzen dieses Stilmittel gern, um die Flüchtigkeit des Augenblicks zu betonen.
Nach dem Mittagessen, 1879
Noch eine Zigarettenlänge Glück
Drei Freunde genießen entspannt den herrlichen Tag im Garten des Cabaret Olivier. Renoir hält diesen Augenblick fest. Das Leben auf dem Montmartre ist heiter, kultiviert und problemlos. Doch wie lange noch? Ein flirrender Punkt, auf den sich alle Augen zu richten scheinen, symbolisiert das Ende des Moments: die rot aufglühende Spitze der Zigarette bringt die Zeit ins Bild. Nichts ist von Dauer – eine Hommage an die Vergänglichkeit des Glücks.