Mischtechnik auf Eichenholz
65,7 x 49,6 x 0,8 cm
© Städel Museum / Foto: Ursula
Edelmann
Lucca Madonna, 1437/38
Eine stillende Mutter
Wie innig – und menschlich! Maria stillt das Jesuskind auf ihrem Schoß und bietet ihm die entblößte Brust. Andächtig lächelt sie ihr Kleines an. Die stillende Maria, genannt „Maria lactans“, ist in dieser Zeit vor allem nördlich der Alpen als Motiv sehr beliebt. Als Jan van Eyck dieses Werk schafft, befindet er sich als Hofmaler der Könige von Burgund bereits auf seinem künstlerischen Höhepunkt. Maria ist in den mariologischen Farben rot und blau gehüllt. Van Eyck füllt damit fast den gesamten Raum. Und woher kommt der Name des Bildes? Es ist benannt nach einem Vorbesitzer, dem Herzog von Lucca aus der Toskana.
Lucca Madonna, 1437/38
Menschliches Jesuskind
Warum zeigt van Eyck das Jesuskind hier nicht frontal? Es wendet sich der Mutter zu und schaut ihr tief in die Augen. Damit betont er, Mutter und Sohn sind liebevoll verbunden. Jesus verhält sich wie ein ganz normales Kind. Die Früchte auf der Fensterbank und in der Hand Christi sind „Paradiesfrüchte“ – Zitrus-Orangenfrüchte. Sie spielen auf den Sündenfall und die Rolle Christi als neuer Adam und Erlöser der Menschheit an.
Lucca Madonna, 1437/38
Maria auf dem Löwenthron
Reich verziert und mit feinen Ornamenten bestickt: Der imposante Thron dominiert das gesamte Bild. Er steht für den „Sedes sapientae“. Der „Sitz von Gottes Weisheit“ ist der Richterstuhl König Salomons, eines alttestamentarischen Wegbereiters Christi. Arm- und Rückenlehne sind jeweils mit Löwenfiguren gekrönt. So glänzend, als wären sie aus Bronze. Der Maler spielt hier die königliche Herkunft Christi an.
Lucca Madonna, 1437/38
Bewusstes Spiel mit dem Licht
Ohne Sonne kein Leben – und auch keine malerischen Finessen! Über das Fenster holt van Eyck Licht herein. So verbindet er die religiöse Szene mit der Außenwelt. Das einfallende Licht stellt in jedem Detail seine technische Brillanz heraus. Auf dem Umhang der Madonna schichtet der Maler Farbnuancen raffiniert übereinander, so dass ein besonderer Glanz entsteht. Ein perspektivischer Trick: Seitenwände, Teppich und Gewölbe wirken, als würden sie über das Bild hinauslaufen. So zieht van Eyck den Betrachter geschickt ins Geschehen. Die Wandnische und das Fenster spiegeln sich symmetrisch. Das lenkt den Blick auf die Gegenstände. Und diese sind äußerst sorgfältig arrangiert.
Lucca Madonna, 1437/38
Kostbare Früchtchen
Zitronen, Apfelsinen oder Orangen? Um welche Obstsorte handelt es sich bei den Früchten auf dem Fenstersims? Apfelsinen sind damals - mehr noch als heute - sehr kostbar. In Jan van Eycks Heimat sind sie seinerzeit selten, denn er stammt aus Flandern. Die Früchte auf der Fensterbank und in der Hand Christi sind vermutlich aber eher „Paradiesfrüchte“ – Zitrus-Orangenfrüchte. Sie spielen auf den Sündenfall und die Rolle Christi als neuer Adam und Erlöser der Menschheit an.
Lucca Madonna, 1437/38
Wie Wasser so rein
Was soll die Karaffe auf dem Sims? Sie deutet die Reinheit der Jungfrau Maria an. Auch hier demonstriert van Eyck, wie virtuos er mit Licht und Schatten umgehen kann. Das eigene Licht stellt er damit gewiss nicht unter den Scheffel.