Öl auf Leinwand
59,5 x 72,4 cm
© Städel Museum / Foto: Städel Museum
Gaukler vor dem Dogenpalast, ca. 1750 – 1760
Wer ist wer und was ist was?
Der Trompeter „posaunt“ es hinaus: Karneval! Hier gibt es viel zu sehen, auch Seltsames. Ein Mann schwenkt schwadronierend ein Tierbein durch die Luft. Ein Quacksalber? Die Dame in Blau kokettiert mit einem lüsternen Galan. Doch sie trägt Stoppeln im Gesicht. Und wer ist der Junge links im Bild? Spielt er den Betrachter? Grenzen verwischen – zwischen Darstellern und Publikum, zwischen Adel, Gauklern und Bürgertum. Die Szenerie gibt Rätsel auf.
Gaukler vor dem Dogenpalast, ca. 1750 – 1760
Die goldenen Zeiten sind vorbei
Der Dogenpalast – Sitz des venezianischen Herrschers und Sinnbild für Macht und Glanz einer einstmals stolzen Republik. Als das Gemälde entsteht, hat die italienische Hafenstadt ihre goldene Zeit hinter sich. Aus der Traum von der Herrschaft über die gesamte Adria. Auch als Handelsplatz büßt die Stadt an Bedeutung ein. Der Welthandel verlagert sich in den Atlantik. Viele venezianische Adelige verarmen.
Gaukler vor dem Dogenpalast, ca. 1750 – 1760
Geschickt maskiert – nicht nur zu Karneval
Wie im Phantom der Oper: die Bauta-Maske. Sie verdeckt meist nur einen Teil des Gesichts - ein venezianischer Klassiker. Gern wird sie mit Dreispitz und Umhang kombiniert, so wie hier im Bild. Übrigens werden Masken in Venedig damals nicht nur zu Karneval getragen. Auch zwei Wochen vor Pfingsten bis Mitte Juni und in der Vorweihnachtszeit, vom 5. bis 16. Dezember, prägen sie das Straßenbild.
Gaukler vor dem Dogenpalast, ca. 1750 – 1760
Wankelmut tut selten gut
Karneval ist das Fest der Gaukler. Das verdeutlicht das Banner am Balkon. Der Gaukler darauf – ein Sinnbild des Wankelmuts. Der Maler kritisiert damit die politische Launenhaftigkeit der Stadt.
Gaukler vor dem Dogenpalast, ca. 1750 – 1760
Bettler, Dame, Edelmann
Szenen einer Verführung: ein Adeliger flirtet mit der Schönen in Blau – und fällt auf die falsche Dame, die vermutlich ein verkleideter Mann ist, herein. Ist es ein Bettler, der anscheinend Geld von der vermeintlichen Frau in Tracht erbittet? Der osmanische Händler beobachtet die Szenerie. Gelassen schmaucht er seine türkische Pfeife.
Gaukler vor dem Dogenpalast, ca. 1750 – 1760
Frau oder Mann? Der Schein trügt
Wieso hat die Dame schwarze Punkte im Gesicht? Ist sie vielleicht an Syphilis erkrankt – und führt ein lockeres Leben? Es könnten aber auch Bartstoppeln sein. Die Figur trägt eine Gnaga-Maske: bei Männern beliebt, um sich als Frau zu verkleiden. Der vor ihr kniende Mann bietet vermutlich einfache Verse zum Verkauf an, was zur Karnevalzeit üblich ist. Die Darstellung unterstreicht die Theaterhaftigkeit der Szene.