Vermeer Dergeograf Minimum

Johannes Vermeer (1632 - 1675)

Der Geograf, 1669

Spot an für die Wissenschaft

Sonnenstrahlen fallen durch das geschlossene Fenster in den Raum. Wie ein Spotlight erhellen sie die Karte auf dem Tisch, den Globus und das Gesicht des Gelehrten. Licht ist hier Stilmittel, die Symbolik eindeutig: der Geograf geht den Dingen auf den Grund, so will es der Zeitgeist. Die Wissenschaft macht die Wunder der Welt erklärbar.

Johannes Vermeer (1632 - 1675)

Der Geograf, 1669

Gleich hat er’s

Gedankenversunken beugt sich der Geograf über seine Arbeit. Umgeben von Utensilien der Gelehrten: hier ein Zirkel, Bücher und verstreute Papiere, dort ein Globus. Er trägt einen japanischen Mantel, der an einen Morgenrock erinnert. Ein genialer Geist, sein Leben spielt sich hinter der Denkerstirn ab. Der Raum steht still, die rechte Hand stoppt in der Luft. Doch im Hirn bewegt sich was. Den Geografen trifft buchstäblich das Licht der Erkenntnis.

Johannes Vermeer (1632 - 1675)

Der Geograf, 1669

Teppich als Deko

Wozu der kostbare Teppich im Bild? Locker liegt er über den Tisch drapiert und ist scheinbar nebensächlich. Dabei hat er gleich mehrere Bedeutungen. Er steht für den Reichtum der Handelsnation und optisch trennt er den Betrachter vom Protagonisten. Es scheint, als wolle der Gelehrte keinen Besuch, der ihn von der Forschung ablenkt.

Johannes Vermeer (1632 - 1675)

Der Geograf, 1669

Tagging anno 1669

„I. Ver-Meer“ – selbstbewusst malt Vermeer seine Signatur an die Wand - in grauen Lettern und Ziffern. Mit diesem barocken Graffito verewigt er sich im Gelehrtenbuch. Auch seine Malerei ist wissenschaftlich geprägt. Eingehend beschäftigt sich Vermeer mit der Camera Obscura. Das Ergebnis seiner Studien zeigt sich im Bild. Die Balance zwischen Unschärfe und Detail ist fast fotografisch. Und die dreidimensionale Gesamtwirkung des Raumes - faszinierend!

Johannes Vermeer (1632 - 1675)

Der Geograf, 1669

Vermessen

Der Erdball auf dem Schrank verrät viel über die Szenerie. Um 1600 erstellt, symbolisiert der „Hondius-Globus“ bis heute den Wissensstand der Zeit. Auch die Seekarte an der Wand, das Winkelmaß auf dem Schemel und der Zirkel in der Hand sind deutliche Zeichen. Wir befinden uns im Zeitalter der Entdeckung. Und die Niederlande sind als Seefahrer-Nation ganz vorn mit dabei. Geografie ist damals hochmodern. In Vermeers Heimatstadt Delft haben Gelehrten-Bilder Tradition.