Öl auf Holz
67,5 x 115 cm
© Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen
Mecklenburg-Vorpommern / Foto: D. Dunkelberg
Eislandschaft, 1610
Gleichberechtigt auf dem Eis
Natürlich ist die Rollenverteilung auch in den Niederlanden zu dieser Zeit strengstens festgelegt. Die Frau im Haus, der Mann im Geschäft. Aber in der Freizeit vergnügt man sich gemeinsam und stellt dies zur Schau. Eine europäische Neuerung im 17. Jahrhundert: gemeinsam Schlittschuhlaufen, Hand in Hand. Die Niederlande sind damals so reich, dass auch die Mittelschicht sich Freizeitaktivitäten leisten kann.
Eislandschaft, 1610
Prominenz am Rande
Offensichtlich gehört diese Familie nicht zum allgemeinen Gewimmel. Niemand weiß, wer sie sind. Doch sie präsentieren sich so, dass es sich um bekannte Personen handeln muss. Sind das vielleicht die Auftraggeber des Gemäldes, die sich in die Szenerie einfügen ließen? Jedenfalls scheinen es zwei Brüder mit ihren Frauen und Kindern zu sein, die der Landschaft eine persönliche Note geben. Warum geht man von Brüdern bei der Interpretation aus? Weil deutlich zwei Familien zu sehen sind – die Männer in der Mitte, ihre Frauen neben ihnen – und gemeinsame Bestellung und Besitz eines Kunstwerks wohl nur innerhalb ein und derselben Familie funktionieren kann.
Eislandschaft, 1610
Sehen und gesehen werden
Auch die vornehmste Gesellschaft findet sich zum Eisvergnügen ein. Der Herr trägt einen auffallenden roten Umhang. Der ist modisch kurz und lässt auch die Pluderhosen erkennen. Einen solch steifen weißen Kragen ließ man damals mittels eines verdeckten Drahtgerüstes so schön abstehen. Der schwarze Mantel der Dame springt vorn auf, um ihr goldfarbenes Kleid und ihr Dekolleté trotz Kälte zur Schau zu stellen. So vornehme Leute können sich natürlich nicht der Peinlichkeit eines Sturzes beim Schlittschuhlaufen ausliefern. Aber: Dabeisein ist alles.
Eislandschaft, 1610
Frühes Eishockey
Auf jeder damaligen Winterlandschaft müssen auch Kolfspieler zu sehen sein. Dieses Spiel mit Schlägern, die einen Puck auf dem Eis treiben, ist der Vorläufer des heutigen Eishockeys. Die Sportart erregt auch zu Avercamps Zeiten schon Aufmerksamkeit. Das erkennt man an den umstehenden Zuschauern gut. Einer von diesen zieht den Hut und blickt sich nach uns um. Die Figur wird oft für ein Selbstporträt des Malers gehalten.
Eislandschaft, 1610
Ein Fest auf dem Eis
Zahlreich sind die Winterfreuden auf dem Eis. Selbst Frauen sind allein beim Schlittschuhlaufen zu sehen. Sehen und gesehen werden, scheint auch hier zu gelten. Man setzt sich auf ein eingefrorenes Boot oder auch einfach auf das blanke Eis. Zelte sind mitten auf dem Eis aufgestellt. Die gehisste Flagge lädt ein: Hier können die Eifrigen ein warmes Getränk erhalten. Der frische Wind erlaubt sogar, kleine Boote auf dem Eis zu segeln, wie ganz links im Mittelgrund zu sehen ist.