Sch Frans Hals2Knabemitfloete Minimum

Frans Hals (ca. 1580/85 – 1666)

Lachender Knabe mit Flöte, 1625 – 1626

Grober Strich und edle Wirkung

Auch mit Abstand sieht man die Pinselstriche, mit denen die Spitzenmanschette mehr angegeben, als wirklich gezeigt ist. Und doch sieht man zugleich die Manschette in ihrer durchscheinenden Feinheit und nimmt die Steifheit des Materials wahr. Die Spannung zwischen den Polen der Pinselarbeit und der Darstellung macht viel von der Faszination dieser Kunst aus.

Frans Hals (ca. 1580/85 – 1666)

Lachender Knabe mit Flöte, 1625 – 1626

Lebendig durch Schatten

Auf die graublaue Hintergrundfarbe, durch die die Maserung der Holztafel sichtbar ist, sind die übrigen Farben mit entschiedenen Zügen aufgebracht: Haarlocken, Augenbrauen, Auge. Doch in der Nahsicht ist an der Schläfe, zwischen Haar und dem Licht auf der Stirn, das Graublau sichtbar geblieben. In der Gesamtschau fügt sich der Farbton als Schatten an der Schläfe ein.

Frans Hals (ca. 1580/85 – 1666)

Lachender Knabe mit Flöte, 1625 – 1626

Angesagte Blockflöte

Der Knabe hält eine schlichte Blockflöte. Spielt er ganz allein? Zunächst einmal hat er abgesetzt und lächelt uns mit seiner mitreißenden Fröhlichkeit an. Doch ja: Blockflöte solo ist gerade im holländischen 17. Jahrhundert ein ernsthaftes Projekt. Jacob van Eyck, der blinde Glöckner des Utrechter Doms, publiziert 1644 einen ganzen Band mit Musikstücken - genannt "Der Flöten-Lusthof". Alles Solo-Stücke für die Sopran-Blockflöte. Die Kompositionen gehören noch heute zur wichtigsten Literatur für dieses Instrument.

Frans Hals (ca. 1580/85 – 1666)

Lachender Knabe mit Flöte, 1625 – 1626

Gut betucht

Kinder oder Jugendliche in aufwändige Halskrausen und Manschetten zu kleiden, können sich damals nur betuchte Familien leisten. Die Kleidung sagt aber weniger etwas über den dargestellten Knaben an sich aus, als über das Publikum, für das er gemalt wurde. Wer sich solche spielerischen Bilder von einem der besten Maler Hollands leisten konnte, der hatte Geld. Übrigens wird hier auch die aktuelle Mode gezeigt: Die Krausen stehen nicht mehr steif wie ein Mühlstein um den Hals, sondern legen sich weich auf die Schultern. Der feine Spitzenrand verrät Wohlstand.

Frans Hals (ca. 1580/85 – 1666)

Lachender Knabe mit Flöte, 1625 – 1626

Genredarstellung

Im Gegensatz zu Porträts stehen in Genredarstellungen anonyme Figuren sinnbildhaft für etwas. Hier soll der Knabe vermutlich die Musik an sich verkörpern. Inhaltlich gehört das Gemälde zu Hals Werk „Knabe mit Weinglas“. Zusammen also Musik und Wein.