Öl auf Holz
Durchmesser 38 cm
© Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen
Mecklenburg-Vorpommern / Foto: G. Bröcker
Lachender Knabe mit Weinglas, 1625 – 1626
Lebendig
Im Ausschnitt wird nicht nur die wilde, oder wie man damals sagt raue Malweise von Frans Hals deutlich. Auch seine Sorglosigkeit in Bezug auf die Anatomie. Hier ist eine Hand, die geradezu verzerrt wirkt. Der Daumen sitzt schlecht auf dem Ballen, der viel zu mächtig gegenüber dem schmalen Handteller ist. Und die Finger scheinen ineinander verwachsen. Umso erstaunlicher ist, wie wenig diese vermeintlichen Schwächen im gesamten Bild stören. Es geht um die Schnelligkeit, um das Treffende und Typische, nicht um realitätsgetreue Darstellung. Am Ende hat Hals mit der Hintergrundfarbe nur noch die Konturlinie des Daumens bestimmt.
Lachender Knabe mit Weinglas, 1625 – 1626
Wilder Eindruck
So spontan die Malerei von Hals wirkt,
ist sie doch keine Prima-Malerei. Also keine, die in einem Arbeitsgang auf die Leinwand
geworfen wird. Obwohl der Stil Direktheit und Ungestüm vermittelt, hat der Maler sein Bild
doch sehr genau geplant und in mehreren Schichten gemalt. Am Haar des Knaben kann man das
besonders gut sehen. Unten neben dem Ohrläppchen zeigen sich unscharfe Strähnen. Diese hat
Hals bewusst in dunklem Grau auf einen schmutziggrauen Grund gesetzt. Dieser Aufbau liegt
vermutlich dem gesamten Bild zugrunde. Darüber sieht man diverse Lagen in immer heller
werdenden Tönen, so dass der Knabe am Ende blond wirkt.
Lachender Knabe mit Weinglas, 1625 – 1626
In Jahrhunderten verblasst
Oft wird die Frage gestellt, ob die Gemälde der Alten Meister sich nicht verändert haben über all die Jahrhunderte. Hier ist ein Beispiel dafür, dass das durchaus passieren kann. Unter dem schmalen Rand, der vom Rahmen verdeckt wird, besitzt die Farbe der Bekleidung des Jungen einen warmen, rötlichbraunen Ton, der nur dort kräftig erhalten ist. In den Partien aber, die ständig dem Licht ausgesetzt sind, hat sich die Farbe zu einem neutralen Graubraun verändert. Der wärmere Ton harmonierte zweifellos besser mit den roten Bäckchen und den strahlend roten Lippen des Knaben.
Lachender Knabe mit Weinglas, 1625 – 1626
Trinkender Knabe
Dass ein Kind Wein trinkt, ist heute irritierend. Aber auch im 17. Jahrhundert ist es keineswegs die Norm. Allerdings zeigt Frans Hals im Glas eine sehr helle Flüssigkeit, die kaum an Wein denken lässt. In anderen Bildern mit älteren Trinkern ist er durchaus in der Lage der Flüssigkeit unterschiedliche Goldtöne zu geben, die deutlich auf Weißwein hinweisen. Viele seiner Figuren, die sich dem Alkohol hingeben, schauen auch mit schrägem Blick in ihr Gefäß oder machen auf ähnliche Weise auf ihr Getränk aufmerksam. Nichts davon bei unserem Knaben. Er ist ganz auf sein Gegenüber, den Flötenspieler gerichtet. Das Getränk ist nicht so wichtig. Das Glas selbst, ein Berkemeyer, Vorform des Römers, taucht in vielen Werken von Hals auf. Vermutlich besitzt der Maler damals ein Exemplar, das immer wieder zum Vorbild dient.